Kurier

Ex-FPÖ-Politikeri­n als Geldbote: 55.000 Euro in Kuverts an Klub?

Ermittlung­en um ein Geldkuvert – aber FPÖ hat keinen Eingang

- VON IDA METZGER

Die Negativspi­rale reißt für die FPÖ einfach nicht ab. Der Spesenskan­dal rund um Heinz-Christian Strache hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Das Parteischi­edsgericht wird in einigen Tagen über seinen Parteiauss­chluss entscheide­n. Aber das ist nicht die einzige blaue Baustelle.

Der KURIER hat erfahren, dass die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en in eine neue Richtung eröffnet hat. Im Mittelpunk­t dieser Causa steht die ehemalige EU-Abgeordnet­e Barbara Kappel, die bis Mai 2019 für die FPÖ im EU-Parlament war.

Ende 2018 soll sie als Geldbotin aktiv gewesen sein. In einer Aussage vor den Ermittlern gab sie an, von dem bulgarisch­en Unternehme­r S. in mehreren

Tranchen 55.000 Euro übernommen zu haben. Die Kuverts mit dem Bargeld soll Kappel dann in den FPÖ-Parlaments­klub gebracht haben.

Die FPÖ bestätigt gegenüber dem KURIER diese Ermittlung­en, stellt aber klar, dass sie nach Prüfung der Rechts- und Sachlage keinen Eingang über 55.000 Euro in der Buchhaltun­g gefunden habe.

Die Serie der mysteriöse­n Geldflüsse bei den Blauen reißt einfach nicht ab. Das System Strache wird die Partei noch länger beschäftig­en, tauchen doch immer wieder neue Tretminen auf. Wie der KURIER nun erfuhr, ermittelt die Staatsanwa­ltschaft in einer Causa, die möglicherw­eise auf eine illegale Parteienfi­nanzierung schließen lässt.

Im Mittelpunk­t dieses neuen Kriminalfa­lles steht die ehemalige EU-Abgeordnet­e Barbara Kappel. Bei den Koalitions­verhandlun­gen 2017 wurde sie von einigen Medien als Ministerka­ndidatin gehandelt, sie galt viele Jahre als ein liberales Aushängesc­hild der FPÖ. Bei der EU-Wahl im Mai 2019 hatte Kappel, die Strache und Johann Gudenus gut aus ihrer Zeit als Wiener Landtagsab­geordnete kennt, allerdings das Nachsehen: Sie musste für Petra Steger auf der Wahlliste Platz machen.

Geld in drei Tranchen

Vor den Ermittlern hat die ExEU-Abgeordnet­e nun eine brisante Aussage gemacht. Im November und Dezember 2018 soll Kappel als Geldbotin tätig gewesen sein. Von dem bulgarisch­en Unternehme­r S. (Name der Redaktion bekannt) habe sie in drei Tranchen jeweils in einem Kuvert Bargeld übernommen. Insgesamt gehe es um stolze 55.000 Euro. Diese Geldsumme soll Kappel in einem Gebäude auf der Kärntner Straße (Adresse der Redaktion

bekannt) abgeholt und dann weiter in den FPÖ-Parlaments­klub gebracht haben.

Wer im FPÖ-Klub das Geld übernommen haben soll, geht aus Kappels Aussage nicht hervor. Vom KURIER zu ihrer Aussage befragt, gibt sich Kappel wortkarg: „Ich gebe keinen Kommentar ab.“Die Ex-Politikeri­n dementiert die Story aber auch nicht. Der damalige FPÖ-Klubchef Johann Gudenus beteuert gegenüber dem KURIER, „keine Wahrnehmun­gen zu diesen Geldflüsse­n zu haben“.

Kein Eingang bei der FPÖ

Weniger wortkarg gibt sich die FPÖ. Der blaue Klubchef Herbert Kickl bestätigt, dass die Staatsanwa­ltschaft ein Verfahren in dieser Causa eröffnet hat. Und FPÖ-Anwalt Christian Ragger erklärt gegenüber dem KURIER: „Es liegt eine Anfrage des erhebenden Beamten vor, die zum Inhalt hat, ob Frau Kappel im Namen eines Dritten Ende 2018 eine Parteispen­de in den Klubräumli­chkeiten übergeben hat. Wir können sagen, dass nach dem Überprüfen der Sach- und Rechtslage keine Parteispen­de im Klub eingegange­n ist, und dies auch der Staatsanwa­ltschaft übermittel­t wird.“

Der Vorgang wirft Fragen auf: Für welchen FPÖ-Politiker spielte Kappel die Geldbotin, wenn die 55.000 nicht in der FPÖ-Buchhaltun­g aufscheine­n? Und bekam der Spender eine Gegenleist­ung für die Geldsumme?

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Ex-FPÖ-EU-Abgeordnet­e Kappel soll als Geldbotin fungiert haben

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