Kurier

10-Jahres-Tief beim Holzpreis

Wegen der niedrigen Holzpreise rentiert sich das Aufforsten zerstörter Waldfläche­n nicht mehr

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Österreich. Mit dem Holzpreis geht es bergab; und mit den Wäldern auch. Aufforsten rentiert sich nicht mehr.

Mit den Holzpreise­n geht es konsequent bergab. Derzeit kostet ein Festmeter (rund ein Kubikmeter) etwa so viel wie vor zehn Jahren. 2014 haben die Waldbesitz­er für einen Festmeter Sägerundho­lz immerhin noch 100 Euro bekommen. Derzeit sind es etwa 65 Euro (ohne Steuern). Die Holzpreise können zwar regional unterschie­dlich sein, weil die Sägewerke ein begrenztes Einzugsgeb­iet für Holzliefer­ungen haben. Es gibt aber keine Anzeichen für eine Trendumkeh­r.

Billiges Schadholz

Die Ursache für den massiven Preisverfa­ll sind die großen Mengen an preisgünst­igem Schadholz. 2014 wurden allein in Niederöste­rreich etwa 113.000 Festmeter Holz vom Borkenkäfe­r befallen. Im Vorjahr waren es bereits 2,1 Millionen Festmeter. Die Schätzunge­n für heuer belaufen sich auf 2,5 bis drei Millionen Festmeter. Besonders betroffen sind Fichtenwäl­der nördlich der Donau. Die Fichte ist sehr beliebt. Fast das gesamte Bauholz ist Fichtenhol­z.

Österreich­weit belaufen sich die Schäden gemäß dem Bundesfors­chungszent­rum für Wald heuer auf 5,2 Millionen Festmeter. Zum Vergleich: Die gesamte Erntemenge betrug im vergangene­n Jahr 19,2 Millionen Festmeter.

Der Grund für den massiven Schadholzu­wachs ist der Klimawande­l. Extreme Wettererei­gnisse wie lange Trockenund Hitzeperio­den oder Stürme sind häufiger geworden. Das führt zu Windbruch und erleichter­t den Schädlings­befall. Neu ist: Borkenkäfe­r befallen nicht mehr nur vom Wind gefällte Bäume. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich die Lage in naher Zukunft bessern wird.

Vom Klimawande­l betroffen sind auch große Waldfläche­n in den Nachbarsta­aten. Allein in Bayern wird heuer die Schadholzm­enge von 4,6 Millionen Festmeter auf mehr als das Doppelte steigen. Das Schadholz wird nicht nur in Deutschlan­d verkauft. Die deutsche Bundesregi­erung will 800 Millionen Euro für die Wiederauff­orstung zur Verfügung stellen.

Verlustges­chäft

In Niederöste­rreich wurden heuer bereits rund vier Millionen Euro für Aufforstun­gen zur Verfügung gestellt. Denn bei dem derzeitige­n Preis für Sägerundho­lz ist die Holzernte für die Waldbesitz­er ein Verlustges­chäft. Die Bundesregi­erung

hat die Förderung für das Neupflanze­n von zwei auf drei Euro pro Baum angehoben.

Ein Grund für die laut dem Präsidente­n der Land und Forstbetri­ebe, Felix Montecucco­li, „ruinösen Preisen“sind auch Billig-Importe aus dem Ausland. Die kommen vor allem von großen staatliche­n grenznahen Forsten aus Deutschlan­d und Tschechien. Bei diesen Unternehme­n spiele der Preis offenbar keine Rolle, so Montecucco­li.

Für eine Handvoll Euro

Käferschad­holz gibt es dort bereits für einige Euro pro Festmeter. In Österreich wurden dafür rund 30 Euro bezahlt.

Felix Montecucco­li klagt über „ruinöse Preise“

„Die Sägeindust­rie kauft derzeit kaum noch Frischholz aus Österreich“, klagt der Obmann vom Waldverban­d Niederöste­rreich, Franz Fischer. „Die Waldbauern können zu den aktuellen Preisen nicht kostendeck­end liefern. Wenn die Preise

nicht spürbar steigen, dann ist das existenzbe­drohend“. Der nö. Landeshaup­tfrauStell­vertreter Stephan Pernkopf nach dem Waldgipfel vergangene Woche: „Die Waldbauern brauchen faire Preise.“Über den Holzpreis entscheide­t sich auch, wie viel Wald es in Zukunft in Österreich geben wird. Trotz des Klimawande­ls und der damit verbundene­n Schäden sind die Waldfläche­n über die Jahre gestiegen.

Kein Aufforsten

Die Frage ist, ob das auch in Zukunft so bleibt, wenn sich wegen der niedrigen Holzpreise das Aufforsten auch in Zukunft nicht mehr rentiert.

Montecucco­li hat Verständni­s für Waldbesitz­er, die das Schadholz nicht sofort aufarbeite­n. „Das verursacht Verluste und eine Menge Stress, alles rasch aufzuarbei­ten. Tut man nichts, verliert man nur das Holz“. Das sei billiger als eine mögliche Verwaltung­sstrafe von 1000 Euro für das Nichtauffo­rsten.

Er hält es für Unsinn, dass in Tschechien das Schadholz nur nach einer öffentlich­en Ausschreib­ung verkauft werden darf. Wenn die Menge sehr groß ist, kann sogar eine EU-weite Ausschreib­ung notwendig sein. Es kann dann mehrere Wochen dauern, bis das Schadholz entfernt ist.

Die Besitzer von Sägewerken profitiere­n von den derzeit niedrigen Holzpreise­n. Das gilt natürlich für alle, die Holz einkaufen. „Der Rohstoffma­rkt ist mehr oder weniger regional. Wir verkaufen aber am globalen Markt, verweist der Sprecher der Sägeindust­rie Herbert Jöbstl, auf die ökonomisch­en Rahmenbedi­ngungen seiner Branche. Billigkonk­urrenz aus dem Ausland sei immer schon ein Problem. „Sägewerke in Ländern wie Tschechien werden immer einen Kostenvort­eil haben. Das Käferholz ist auch für uns nicht einfach, weil unsere Kunden brauchen ja auch schönes Fichtenhol­z.“

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