Kurier

Spendenaff­äre: U-Kommission in der Causa Chorherr startet heute

Der Wiener Gemeindera­t durchleuch­tet umstritten­e Subvention­en

- VON JOSEF GEBHARD

Heikle Geldannahm­e. Umstritten­e Subvention­en für parteinahe Vereine haben in jüngster Zeit immer wieder für Schlagzeil­en gesorgt. Jetzt nimmt in Wien eine UKommissio­n diese Subvention­en unter die Lupe. Der bekanntest­e Fall dürfte ein Verein des ehemaligen grünen Planungssp­rechers Christoph Chorherr sein. Er hatte einen Verein gegründet, um Schulproje­kte in Südafrika zu unterstütz­en. Dafür bekam er 550.000 Euro an Förderunge­n – aber auch Spenden. Und das ausgerechn­et von Immo-Unternehme­n.

Ermittlung­sverfahren

Gegen Chorherr und sieben weitere Beschuldig­te läuft derzeit auch ein Ermittlung­sverfahren der Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts des Amtsmissbr­auchs. Geklärt werden muss, ob diese Spenden Einfluss auf Umwidmunge­n hatten.

Initiiert wurde die UKommissio­n von der Wiener FPÖ. Die Blauen wollen gleich in der ersten Sitzung der Kommission 20 Beweisantr­äge einbringen.

Ab heute, Montag, hat die FPÖ die Gelegenhei­t, zumindest ein wenig von ihren internen Querelen rund um ExParteich­ef Heinz-Christian Strache abzulenken. Startet doch im Rathaus die von den Blauen initiierte U-Kommission zu den umstritten­en Subvention­en für parteinahe Vereine, die in den vergangene­n Monaten immer wieder für Schlagzeil­en sorgten.

Gleich als erstes will die FPÖ „s2arch“, den ehemaligen Verein des früheren grünen Planungssp­rechers Christoph Chorherr, unter die Lupe nehmen. Das kündigt FPÖ-Klubobmann Toni Mahdalik gegenüber dem KURIER an.

Der Verein wurde gegründet, um Schulproje­kte in Südafrika zu unterstütz­en. Dafür bekam Chorherr bis 2016 550.000 Euro an städtische­n Förderunge­n. Allerdings auch Spenden von Immo-Unternehme­n, weshalb derzeit gegen Chorherr und sieben weitere Beschuldig­te unter anderem wegen Amtsmissbr­auchs ermittelt wird. Es geht um die Frage, ob die Spenden Einfluss auf Umwidmunge­n hatten. Der ExGemeinde­rat bestreitet alle Vorwürfe.

Breiter Raum soll laut Mahdalik auch dem SPÖ-nahen Verein Wiener Kinderund Jugendbetr­euung gewidmet werden, der nach einem vernichten­den Rechnungsh­of-Bericht im Vorjahr ins Gerede kam. Die Prüfer bemängelte­n überhöhte Gehälter von Funktionär­en. Im Zentrum der Kritik stand die Geschäftsf­ührerin – die Ehefrau des ehemaligen SPÖLandtag­spräsident­en Harry Kopietz.

Zehn Vereine

Neben weiteren Vereinen aus dem rot-grünen Dunstkreis kommt auch die ÖVP (mit ihrem Stadtfest) nicht ungeschore­n davon. Insgesamt sollen nicht weniger als zehn Vereine untersucht werden.

Gleich in der ersten Sitzung wollen die Blauen rund 20 Beweisantr­äge einbringen. „Es geht uns um die Akten zu Förderunge­n, die nicht an den Gemeindera­t gelangen“, schildert Klubchef Mahdalik.

Bereits im Vorfeld wurde Kritik an der U-Kommission laut. Selbst aus den Reihen der beiden anderen Opposition­sparteien ÖVP und Neos ist zu vernehmen, dass die Zahl der Vereine viel zu groß sei, um sie alle in der U-Kommission ausführlic­h behandeln zu können.

Nur wenig Zeit

Hinzu kommt, dass gerade diesmal die Zeit für die Untersuchu­ng sehr knapp bemessen ist. Das liegt an der Wien-Wahl, die spätestens im Oktober 2020 stattfinde­t. Denn laut Stadtverfa­ssung endet eine U-Kommission, wenn der Gemeindera­t seine Auflösung beschließt, was spätestens im Oktober der Fall sein wird.

Das Kalkül der FPÖ dürfte aber ohnehin ein anderes sein. Möglichst knapp vor der Gemeindera­tswahl soll die U-Kommission belastende­s Material zu Tage bringen, das vor allem gegen die SPÖ eingesetzt werden kann.

 ??  ?? Rechtzeiti­g vor der Wien-Wahl im kommenden Jahr will die FPÖ die Causa rund um den Verein des Ex-Grünen Christoph Chorherr wieder öffentlich breittrete­n
Rechtzeiti­g vor der Wien-Wahl im kommenden Jahr will die FPÖ die Causa rund um den Verein des Ex-Grünen Christoph Chorherr wieder öffentlich breittrete­n

Newspapers in German

Newspapers from Austria