Moderne Therapie nach Schlaganfall
Pilot-Studie. Am Otto-Wagner-Spital wird der bionische Anzug getestet
Neben dem Einsatz bei Menschen mit Querschnittslähmung oder Multipler Sklerose kann die Exoskelett-Therapie auch Personen nach einem Schlaganfall bei der Rehabilitation helfen. Im Sommer wurde im Otto-WagnerSpital in Wien ein Pilotversuch gestartet, in dem die Auswirkungen des motorischen Trainings mit dem Roboteranzug untersucht werden sollen.
Bei Schlaganfällen kann es zum Absterben von Nervenbahnen und -zellen kommen. Viele Betroffene erleiden dadurch eine halbseitige Lähmung. Ziel der Physiotherapie ist es, dass durch das Üben von Bewegungen neue Nervenverbindungen ausgebildet werden und so die Motorik verbessert bzw. wiederhergestellt werden kann.
Hohe Übungsfrequenz
Das Training mit einem Exoskelett könnte die Rehabilitation erleichtern, indem standardisierte Bewegungen gezielt in hoher Frequenz durchgeführt werden. Erste Rückmeldungen von Patienten sind positiv. Für die Ermittlung der tatsächlichen Wirksamkeit sind aber noch weitere Erkenntnisse notwendig, wie Peter Lackner, Vorstand des Neurologischen Zentrums im Otto-WagnerSpital, dem KURIER erklärt.
„Patienten berichten uns von einer deutlich veränderten Wahrnehmung ihrer gelähmten Seite. Sie berichten auch, dass sich ihre Stimmung verbessert hat. Die Therapie
beeinflusst also nicht nur die Motorik positiv, sondern hat eine Reihe von Effekten auf den Gesamtorganismus“, sagt Lackner.
Motivationsfaktor
„Während normalerweise zwei Physiotherapeuten nötig sind, um eine Person im Bett aufzurichten und erste Schritte zu gehen, erledigt das bei unserer Therapie der bionische Anzug. Der Patient hat also das Gefühl, er kann selbstständig aufstehen“, erklärt tech2people-Geschäftsführer Michael Seitlinger den positiven Effekt auf die Psyche. Und auch beim Gehen trete der Therapeut in den Hintergrund, indem er hinter dem Patienten laufe.
Als besonders motivierend werde auch empfunden, dass man mit dem Exoskelett von Anfang an eine größere Distanz zurücklegen könne. „Statt unter höchster Anstrengung mit zwei Therapeuten in einer Stunde 30 Schritte zu schaffen, kommen selbst Ungeübte im ersten ExoskelettTraining auf 300 bis 400 Schritte“, sagt Seitlinger.