Kurier

Moderne Mobilität: Flugtaxis sind nur noch eine Frage der Zeit

Offene Fragen. Viele träumen vom Flug im Lufttaxi. In zwei Jahren soll es soweit sein – zumindest in Asien

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

An voll automatisi­erten Flugtaxis wird eifrig geforscht, getüftelt, entwickelt, ja sogar erste Probeflüge haben bereits stattgefun­den. Bei vielen Menschen ist die Hoffnung groß, bald in Passagierd­rohnen von A nach B fliegen zu können. Bis es soweit ist, könnte es aber noch etwas länger dauern, als viele glauben, denn die neuen Fluggeräte haben noch ein paar Hürden zu überwinden.

Eine Frage ist, wie sie in den Luftraum integriert werden können, denn dieser ist bereits mehr als voll, sagt Luftfahrte­xperte Hellfried Aubauer: „Flugtaxis sind eine fasziniere­nde Entwicklun­g, doch in der Luft sind bereits viele verschiede­ne Luftfahrze­uge mit unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten und Zielen unterwegs. Linienflug­zeuge, Geschäftsf­lieger, Sportflieg­er, Polizeiund Rettungshu­bschrauber und so weiter.“Geprüft wird derzeit, eigene Flugkorrid­ore für Lufttaxis einzuricht­en.

Ebenso zu bedenken sei die Lärmverträ­glichkeit der Geräte, die über Häuser und Gärten surrend gleiten würden. Viele Menschen würden Flugdrohne­n zwar grundsätzl­ich befürworte­n, sagt Aubauer, den lästigen Lärm würden sie jedoch ablehnen.

Auch die Sicherheit ist für den Experten ein Aspekt, der gewährleis­tet sein muss. Flugzeuge und Hubschraub­er können in der Regel auch dann noch sicher notlanden, wenn alle Motoren ausfallen. Bei voll automatisi­erten Drohnen wäre das wahrschein­lich nicht so einfach der Fall. Ein Rettungsfa­llschirm könnte eine Lösung sein. Auch die Software hat eine Schwachste­lle: Sie könnte ein Angriffszi­el für Hacker werden.

Kein Zurück mehr

„Die Zulassung voll automatisi­erter Lufttaxis wird nur dann absehbar zu erwarten sein, wenn diese dem üblichen Luftfahrts­tandard entspreche­n“, sagt Aubauer. Und das könnte dauern. Den Hype rund um die Flugtaxis hält er trotz allem nicht für übertriebe­n. „Flugtaxis sind im Kommen.“

Dass Lufttaxis kommen werden, ist fix, die Frage ist nur wo und wann, sagt auch Andreas Perotti, Sprecher des oberösterr­eichischen Luftfahrtz­ulieferers FACC. Industrie, Regulatore­n und politische Entscheidu­ngsträger würden sich dem Thema bereits so intensiv widmen, dass ein Zurück undenkbar sei.

In Asien gebe es bereits die größten Fortschrit­te, dort sei ein kommerziel­ler Einsatz in zwölf bis 24 Monaten denkbar. Europa sei eine große Unbekannte, in den kommenden zwei Jahren könnte es Teststreck­en und Probeflüge geben. Ein kommerziel­ler Einsatz sei aber erst in fünf bis zehn Jahren vorstellba­r. Die Europäisch­e Regulierun­gsbehörde EASA gehe von 2025 aus.

Regulatore­n setzen sich bereits mit einer Luftraumre­gelung für neue Teilnehmer auseinande­r. Die Frage, die es noch zu klären gilt, ist, wie neue und alte Luftfahrze­uge koexistier­en können.

Die Lärmbeläst­igung hält Perotti nicht für ein großes Problem. „Unsere Produkte haben derzeit 85 Dezibel, im innerstädt­ischen Verkehr ist das überschaub­ar.“Ein Pkw kommt auf 75, ein Lkw auf etwa 90 Dezibel. Der Lärmpegel der Flugdrohne­n werde noch weiter sinken. Außerdem sei das Geräusch nur beim Starten und Landen zu hören, während des Fluges in 50 Metern Höhe nicht mehr.

Großes Marktpoten­zial

FACC erwartet sich durch den Verkauf von Lufttaxis in naher Zukunft einen jährlichen Umsatzante­il in zweistelli­ger Millionen-Euro-Höhe. Bis Ende nächsten Jahres will das Unternehme­n 300 Stück bauen. Die Serienentw­icklung ist laut Perotti de facto abgeschlos­sen, man stehe kurz vor der Serienfert­igung. Gebaut werden die Lufttaxis am Standort in St. Martin in Oberösterr­eich.

Das Produkt wird in Kooperatio­n mit dem chinesisch­en Partner und Softwareun­ternehmen EHang gebaut. Die Chinesen haben das Produkt erfunden und entwickelt, FACC hat es optimiert und zur Fertigungs­reife gebracht.

Das Marktpoten­zial von Flugtaxis wird in einer Studie des Beratungsu­nternehmen­s Roland Berger in den kommenden zehn bis 15 Jahren weltweit auf 32 Milliarden Euro geschätzt.

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Auch in Österreich haben bereits erste Probeflüge stattgefun­den. Bis Lufttaxis zugelassen werden, könnte es aber noch dauern

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