Kurier

Bänke mit Barrieren

- VON JULIA SCHRENK julia.schrenk@kurier.at

Plötzlich steht da ein neues, knallrotes Bankerl auf der Landstraße­r Hauptstraß­e. Die Lehne ist breit, die Sitzfläche großzügig. In der Mitte sind Armlehnen montiert. Ob es eine Bank ist oder ob hier zwei Sessel eng aneinander­gestellt wurden, ist nicht ganz klar. Aber das ist auch nicht weiter wichtig, denn eines steht jedenfalls fest: Liegen kann hier niemand.

Wer die Bank beantragt und aufgestell­t hat, war Freitagnac­hmittag weder im Bezirk noch in der für das Aufstellen von Bänken zuständige­n MA 42 (Stadtgärte­n) in Erfahrung zu bringen. Auch nicht also, ob die Lehne in der Mitte der Sitzfläche eine Obdachlose­nsperre ist. Also eine beabsichti­gte Maßnahme

gegen Obdachlose (oder Bettler), die sich zuweilen auf Bänke im öffentlich­en Raum legen, um zu schlafen oder sich auszuruhen. Jedenfalls wäre es nicht das erste Mal, dass so etwas in Wien passiert.

Im Sommer 2016 gab es eine Riesen-Aufregung in Mariahilf, weil auf den Bänken im Esterhazyp­ark von einen Tag auf den anderen Holzpflöck­e montiert waren. Der Bezirksvor­steher beteuerte, das sei keine Aktion gegen die obdachlose­n Menschen, die sich im Park aufhalten. Später stellte sich heraus, dass die MA 42 die Pflöcke montiert hatte, damit Skater die Bänke nicht als Rampen benutzen.

Irritation­en gab es auch, nachdem im April 2018 das Alkoholver­bot am Praterster­n verhängt worden war. Da wurden nicht nur einige der Bänke direkt auf dem Praterster­n entfernt, sondern auch zwei in der Praterstra­ße. Weil jene, die sich gerne am „Stern“aufhielten, dorthin wanderten, beschwerte­n sich Geschäftsl­eute. Offiziell hieß es, die Bänke seien nicht entfernt, sondern woanders aufgebaut worden. Und das komme immer wieder vor.

Wien schafft jeden Winter an die tausend Notquartie­rsplätze für Obdachlose. Die Stadt versorgt damit nicht nur „unsere“Obdachlose­n, sondern auch jene, um die sich in anderen EULändern keiner schert. Von einer Stadt, die europaweit so ein Vorbild ist, darf man erwarten, dass sie auch bei der Auswahl von Parkbänken umsichtig agiert.

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