Der Wiener Freundeskreis ausufender Songflächen hat wohlwollend genickt
Kritik. Es gibt sie, diese Bands, die konsequent abseits der Charts ihre eigene Art Musikbetrieb aufbauen, in dem sie sich über Jahre bewegen, Fans ansammeln – und so in den Zustand des wohlwollend Benicktwerdens übergehen: Ja, die kenn ich, find ich gut. Auch wenn man vielleicht weder einen Titel noch einen Protagonisten nennen kann. Und dann gibt es Archive, die Band, die noch nie einen Hit hatte, deren Name sich auch noch der OnlineAuffindbarkeit gekonnt erwehrt, und die im Laufe ihrer 25-jährigen Laufbahn gefühlt alle paar Monate fast aus fast lauter neuen Mitgliedern bestand und mehrmals den Stil gewechselt hat. Archive ist ein britisches Kollektivprojekt, das aus dem TripHop kam und derzeit progressiver und rockiger ist.
Jetzt ist es Zeit, wohlwollend zu nicken. Denn angesichts dieser disparaten Bandhistorie gibt Archive erstaunlich kohärente, und noch dazu sehr gute Konzerte.
So auch am Samstag im ausverkauften WUK, wo man im Rahmen der „25“-Tour (unter dem Namen erschien zum Jubiläum eine Compilation) gastierte. Dort gab es zweieinhalb Stunden lang eine nicht an den Stilmutationen, sondern an der Emotion entlang geführte Tour durch die Ausformungen der Archive-Musik, mit dem dank des Computergames „Cyberpunk 2077“zu neuen Ehren gekommenen Fast-Hits „Bullet“, mit den Bandschwerkraftpunkten Darius Keeler, Danny Griffiths und Maria Q, mit knackigem Sound und Neonröhrenlichtshow. Es war ein Fest für den Freundeskreis ausufernder Songflächen, mehr Trip als Hop, ernst, aber nicht angegraut. Entdeckenswert. KURIER-Wertung: