Kurier

Regierungs­ende ohne Abschiedss­chmerzen

- VON MARTIN GEBHART

Zuletzt hat sich Bundeskanz­lerin Brigitte Bierlein dann doch ein wenig aus der Deckung gewagt. Am Samstag forderte sie mehr Prüfungsbe­fugnisse für den Rechnungsh­of bei staatsnahe­n Unternehme­n. Sie kritisiert­e die vielen Veröffentl­ichungen aus geheimen Verschluss­akten und bedauerte die Blockade der EU-Beitrittsg­espräche mit Nordmazedo­nien und Albanien.

In der breiten Wahrnehmun­g sind diese Ansagen der Kanzlerin untergegan­gen. Nicht, weil die meisten Menschen nur noch das Weihnachts­fest im Kopf haben. Vielmehr, weil die Übergangsr­egierung gedanklich bereits abgehakt ist. Jetzt zählt nur noch, wann die türkis-grünen Verhandler die Einigung bekannt geben und wer dann am Regierungs­tisch Platz nehmen wird.

Die Übergangsr­egierung muss jetzt zur Kenntnis nehmen, wie rasch sich ein Meinungsbi­ld ändern kann. Im Sommer noch hoch gelobt und für einen Großteil der Bevölkerun­g sogar ein mögliches Zukunftsmo­dell, jetzt eher nur gelitten, weil die neue Koalition noch nicht steht. Besonders aufgefalle­n sind in dieser Zeit die Minister Thomas Starlinger (Verteidigu­ng) und Wolfgang Peschorn (Innenresso­rt) mit ihren Ansagen für das Heer und den Bundesverf­assungssch­utz. Der künftigen Regierung werden diese beiden Herren dennoch nicht angehören. Für einen Verbleib wird am ehesten Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg genannt. Falls die ÖVP dieses Amt besetzt – wonach es aber eher nicht aussieht.

Bei ihrem Antritt hat Kanzlerin Bierlein versproche­n, Österreich mit Sorgfalt zu verwalten. Zu schauen, dass alles in rechtmäßig­en Bahnen verläuft. Das hat sie konsequent gehalten, und das verdient Anerkennun­g. Dennoch ist es gut, dass diese Übergangsz­eit nun ein Ende hat.

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