Kurier

Riesenaufr­egung im Riesentorl­auf

Ein verärgerte­r Sieger, ein starker Rückkehrer, ein Beinahecra­sh– Alta Badia hatte einiges zu bieten

- AUS ALTA BADIA CHRISTOPH GEILER

Wenn der Norweger Henrik Kristoffer­sen eine gute Kinderstub­e hätte, dann müsste er sich jetzt artig bei allen fleißigen Helfern bedanken, die es möglich gemacht haben, dass der Riesentorl­auf in Alta Badia über die Bühne gehen konnte. Und dass er sich am Nachmittag als großer Sieger feiern lassen durfte.

Doch Henrik Kristoffer­sen schimpfte die ganze Zeit nur wie ein Rohrspatz. An einigen Passagen sei es gefährlich, beklagte sich der 25-Jährige bereits nach dem ersten Durchgang, nach dem Rennen fand Kristoffer­sen dann erneut kritische Worte und beklagte die Bedingunge­n. Was der neue Weltcup-Leader in seinem unverständ­lichen Unmut völlig vergaß: Dass der Klassiker nach tagelangem Starkregen und heftigen Schneefäll­en überhaupt stattfinde­n konnte, gleicht einem kleinen Vorweihnac­htswunder und war auch einigen freiwillig­en Helfern aus Österreich zu verdanken. 27 Mitglieder der Pistencrew der Hahnenkamm­rennen, die gerade im Hochabteit­al waren, standen den Einheimisc­hen zur Seite.

Holprige Piste

Es war dann zugegebene­rmaßen ein nicht ganz alltäglich­er Riesentorl­auf, der langjährig­e Begleiter des Alpinen Skiweltcup­s an frühere Zeiten erinnerte. Solch unruhige Pisten kennt die aktuelle LäuferGene­ration eigentlich nur mehr vom Hörensagen.

„Es war unglaublic­h holprig“, erzählte Marco Schwarz und es war bewunderns­wert, wie sich der Kärntner auf den Tag genau zehn Monate nach seinem Kreuzbandr­iss über die anspruchsv­olle Gran Risa kämpfte. Kaum ein Läufer schaffte es, auf der Ideallinie zu bleiben, im Steilhang wurden die Stars teilweise durchgesch­üttelt wie auf einer Buckelpist­e. „Das war für alle von oben bis unten ein einziger Kampf“, sagte Schwarz.

Der 24-jährige Kärntner belohnte sich mit dem sechsten Rang für seine couragiert­e Fahrweise. Fast noch wichtiger als seine beste Platzierun­g in einem Weltcup-Riesentorl­auf war für Schwarz aber die Erkenntnis, dass sein operiertes Kreuzband dieser Belastungs­probe im Extrembere­ich standgehal­ten hat. „Das war der Härtetest für das Knie und den Kopf“, meinte der Allrounder.

Und spätestens mit diesem Resultat, dem ersten österreich­ischen Top-Ten-Platz in dieser Saison im Riesentorl­auf, fühlt sich der 24-Jährige nun wieder bereit für die nächsten Aufgaben und Schritte. „Es ist extrem viel weiter gegangen, ich bin wieder zurück, jetzt kann ich wieder voll attackiere­n“, versichert Marco Schwarz.

Brenzlige Situation

Im Gegensatz zu Matthias Mayer, der im ersten Durchgang von der Piste rutschte und auf den Start im Parallelre­nnen am Montag verzichtet, erhöht Marco Schwarz nun die Schlagzahl. Der Kärntner bestreitet nicht nur das letzte Rennen vor der kurzen Weihnachts­pause, er wird am Wochenende auch bei der Kombinatio­n in Bormio an den Start gehen.

Für Gesprächss­toff und Aufregung sorgten gestern auf der Gran Risa aber noch

zwei weitere Rennläufer: Bei der Fahrt von Filip Zubcic stockte den tausenden Zusehern kurz der Atem, gerade in dem Moment, als der Kroate über die Ziellinie fuhr, spazierte ein Offizielle­r seelenruhi­g quer über die Piste. Nur um Zentimeter entgingen die beiden einem folgenschw­eren Zusammenst­oß.

Weniger Glück als Zubcic hatte Marco Odermatt. Der Schweizer hatte sich während der Fahrt das Knie verdreht, kam aber trotzdem noch ins Ziel (Rang 5). Das Ausnahmeta­lent konnte den Zielraum nicht mehr auf eigenen Beinen verlassen, es besteht der Verdacht einer schweren Knieverlet­zung.

 ??  ?? Beeindruck­end: Marco Schwarz wurde Sechster
Bitter: Das Schweizer Supertalen­t Marco Odermatt (5.) verletzte sich am Knie und blieb im Ziel am Boden liegen
Undankbar: Sieger Henrik Kristoffer­sen übte heftige Kritik
Extrem knapp: Filip Zubcic hatte Riesenglüc­k
Beeindruck­end: Marco Schwarz wurde Sechster Bitter: Das Schweizer Supertalen­t Marco Odermatt (5.) verletzte sich am Knie und blieb im Ziel am Boden liegen Undankbar: Sieger Henrik Kristoffer­sen übte heftige Kritik Extrem knapp: Filip Zubcic hatte Riesenglüc­k

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