Kurier

„Eine Welt ohne Lacke wäre eine farblose Welt“

Tiger Coatings. Autozulief­erer forciert 3D-Druck

- ANITA STAUDACHER

Es ist schon besser gelaufen für den Tiger. „Die Bauindustr­ie boomt noch, aber in der Autoindust­rie steigen derzeit alle auf die Bremse“, erzählt Clemens Steiner, Vorstandsc­hef des Welser Pulverlack­hersteller­s Tiger Coatings.

So gebe es gegenüber dem Vorjahr Auftragsrü­ckgänge von 25 bis 30 Prozent. „Das beunruhigt uns sehr“. Nicht nur Konjunktur­motor Deutschlan­d sei betroffen, auch aus China kämen wegen des Handelsstr­eits mit den USA schlechte Nachrichte­n.

Tiger liefert hochwertig­e Beschichtu­ngslösunge­n – sowohl Pulverlack­e als auch digitale Tinten für industriel­le Drucksyste­me – an die Autoindust­rie. In dieser gebe es eine große Verunsiche­rung, welches Auto in Zukunft überhaupt noch gebaut würden, schildert Steiner.

Neue Geschäftsf­elder

Der sechstgröß­te Pulverlack­hersteller der Welt sucht daher neue Geschäftsf­elder. Ein vielverspr­echendes ist der 3D-Druck, konkret die Materialie­n dafür. Tigital 3D Materials, Tochter von Tiger Coatings, bietet duroplasti­sche Materialie­n für den SLS 3DDruck an.

„Anders als Thermoplas­t schmilzt Duroplast nicht, wir haben daher ein eigenes Patent auf den Duroplast-Druck angemeldet“, erzählt Steiner.

Erst kürzlich wurde mit dem US-Druckerher­steller Impossible Objects eine Partnersch­aft geschlosse­n.

Das Familienun­ternehmen feiert 2020 sein 90-JahrJubilä­um. Entstanden aus einer kleinen Farbenhand­lung, erfanden die beiden Brüder Theodor und Gustav Berghofer in den 1930er- Jahren die Marke Tiger. 1968 erfolgte der Sprung in die Pulverlack­technologi­e, mit der der Sprung ins Ausland gelang. Heute hat Tiger Coatings weltweit acht Produktion­sstätten, davon drei in China sowie drei Forschungs­zentren. In Wels steht eine der größten Pulverlack­anlagen der Welt, mehr als 1.300 Pulverlack-Produkte sind im Angebot.

Umweltprob­lematik

Großes Thema in der Lackindust­rie ist der Umweltschu­tz. Die Auflagen seien mittlerwei­le in China am größten, berichtet der Firmenchef. Schon seit Jahren stellt Tiger keine Lacke mit Lösungsmit­tel mehr her. Die Altlacke werden der thermische­n Verwertung zugeführt. Die Welt würde zwar auch ohne Lacke auskommen, aber es wäre eine farblose Welt, ist Steiner überzeugt. Durch den Korrosions­schutz seien Materialie­n viel länger haltbar.

Im Vorjahr erwirtscha­ftete Tiger mit 1.300 Mitarbeite­rn – davon etwa 500 in Wels – einen Umsatz von 295 Mio. Euro. Die Exportquot­e beträgt 70 Prozent. „Wir haben uns vom Wachstumsw­ahn verabschie­det“, sagt Steiner. Weitere Auslandsex­pansionen sind derzeit nicht geplant.

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Tiger forscht an Tinten- und Pulverlösu­ngen für Drucksyste­me

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