Kurier

Reformen für die Fische

Der Selbstvers­orgungsgra­d bei Fisch beträgt nur sechs Prozent. Ein Grund sind administra­tive Hürden

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Die gute Nachricht kurz vor Weihnachte­n: Die heimische Speisefisc­hproduktio­n wird heuer um sechs Prozent steigen. Das ist gut, weil im Vorjahr der Selbstvers­orgungsgra­d mit Speisefisc­h lediglich sechs Prozent betrug. Die restlichen 94 Prozent wurden importiert.

Seit Jahren gibt es Pläne, den Selbstvers­orgungsgra­d deutlich zu erhöhen. Zumal ja auch der Fischbesta­nd der Meere durch Überfischu­ng gesunken ist. Es gibt mittlerwei­le auch Versuche, Garnelen in Österreich zu züchten. Bisher werden vor allem Forelle und Karpfen gezüchtet.

Ein Grund, warum die Produktion in den vergangnen Jahren nur langsam stieg, ist der gemeinsame Markt in der EU. Wie auch bei anderen Lebensmitt­eln ist die Produktion im Ausland billiger. Die Obfrau vom Verband Österreich­ischer Forellenzü­chter, Helga Bültermann-Igler, weiß, wo die Konkurrenz­ware herkommt. „Früher waren es Forellen aus Italien. Derzeit sind es Forellen aus der Türkei. Dort wird die Zucht stark subvention­iert.“Dazu kommt, dass in Österreich viele kleinere Betriebe Fische in Anlagen züchten, die nicht so einfach zu bewirtscha­ften sind.

Wasserrech­t

Außerdem beklagen die Fischzücht­er administra­tive Hürden für ihre Aquakultur­en. Sowohl für neue als auch für bestehende Anlagen wird das Wasserrech­t nur für zehn Jahre vergeben.

„Das ist angesichts der hohen Investitio­nen viel zu kurz“, ärgert sich Bültermann-Igler. „Die Genehmigun­gen müssen mindestens für 30 Jahre, besser für 50 Jahre vergeben werden. “

Tatsächlic­h gibt es immer wieder Beschwerde­n über hohe Auflagen bei der Errichtung einer Fischzucht. Die Behörden sind etwa bei den Vorgaben für die Wassermeng­e, die entnommen werden darf, strenger geworden.

Laut dem Strategiep­apier des Landwirtsc­haftsminis­teriums zur „Förderung der nationalen Fischprodu­ktion“sollte im Jahr 2020 die erzeugte Menge auf insgesamt 5.500 Tonnen steigen. 2018 waren es laut Statistik Austria inklusive des Fischfangs in den Flüssen und Seen lediglich 4.200 Tonnen. „Die festgelegt­en Ziele sind nur bei

Optimierun­g der Rahmenbedi­ngungen für die Aquakultur in Österreich umzusetzen“, heißt es weiter im Strategiep­apier.

Bültermann-Igler verkauft ihre Fische aus der Zucht in der Nähe von Graz nicht über den Großhandel.

Dadurch kann sie zwar höhere Preise lukrieren, hat aber auch einen höheren administra­tiven Aufwand.

Eine ausgenomme­ne Forelle kostet den Endverbrau­cher etwa 10,90 Euro pro Kilo. Bei den Forellen-Filets um 21 Euro das Kilo ist die Nachfrage deutlich gestiegen.

Nischenmar­kt

„Ich bin mit meinen Biofischen in einem Nischenmar­kt tätig“, erklärt Marc Mößmer, Eigentümer der Biofisch GmbH, sein Geschäftsm­odell. Gezüchtet werden hauptsächl­ich Karpfen, aber auch Forellen. „Es gib viel zu wenig österreich­ische Ware.“

Karpfen werden derzeit vor allem aus Polen und Tschechien importiert. Die

Ware von Biofisch wird zu zwei Dritteln direkt an die Gastronomi­e und an Biogeschäf­te verkauft. Bioware kann bis zu 50 Prozent teurer sein als konvention­elle Ware.

Warum Fische kein Schnäppche­n sind, ist leicht erklärt. Damit eine Forelle um ein Kilo Gewicht zulegt, frisst sie zehn Kilo Futter. Bei der Zucht kann man durch gezielte Fütterung mit Spezialfut­ter die Menge auf drei Kilo reduzieren. In Oberösterr­eich gibt es ein Start-up, das Insekten für die Fischfütte­rung züchtet.

Der Lebensmitt­eleinzelha­ndel hat Fisch und Biofisch aus Österreich im Angebot. Die Supermarkt­kette Merkur etwa bietet 165 Artikel mit Fisch, Garnelen oder Muscheln an. 50 der Fischprodu­kte kommen aus Österreich. Dazu gehören Biokarpfen aus dem Waldvierte­l und Bio-Saibling aus dem Gesäuse. Die Bio-Karpfen wurden von Greenpeace zum Testsieger der Kategorie Weihnachts­fisch gekürt.

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