Die Serien-Schmiede
MR Film-Produzent Auspitz über „Maria Theresia“und die Zukunft von „Vienna Blood“& Co
MR Film-Produzent Auspitz über „Maria Theresia“und neue Pläne.
Mit „Vienna Blood“hat die Wiener MR Film ein heißes Eisen im internationalen Serien-Markt platziert. Die Mörderjagd von Juergen Maurer und Matthew Beard zur Jahrhundertwende war nach der gelungenen Free-TV-Premiere auf BBC2 mit Teil 1 am Freitag in ORF2 erneut ein Publikumshit. Mitte Jänner folgt die US-Premiere bei PBS. Auch u. a. in Deutschland, Italien, Frankreich und Italien wird die Serie laufen.
Für die MR steht davor bereits das nächste Highlight an: Wie „Vienna Blood – Die letzte Séance“von Robert Dornhelm inszeniert, zeigt ORF2 Freitag und Samstag das internationale Historien-Melodram „Maria Theresia“. „Ich bin dem Regisseur für die Auswahl von Stefanie Reinsperger sehr, sehr dankbar. Sie ist eine tolle Schauspielerin, die noch das Kindliche, Herzliche in sich trägt und spielen kann“, sagt MR-Film-Produzent Oliver Auspitz. Die Ex-Buhlschaft verkörpert in zwei Mal 100 Minuten die Titelfigur nach 1740. „Die Zuseher begegnen einem Menschen, der mit Problemen von weltpolitischer Dimension, aber auch privater Natur konfrontiert ist.“
Die ersten zwei Folgen mit ROMY-Siegerin Marie-Luise Stockinger hatten 2017 in Österreich wie in den Ex-Kronländern Top-Quoten. Anders als in Tschechien und der Slowakei sowie durch Arte in Deutschland und Frankreich sind in Ungarn vorerst keine neuen Folgen zu sehen. „Der Öffentlich-Rechtliche hat von der Politik kein grünes Licht für eine weitere Co-Produktionsbeteiligung bekommen. Man will nur Ungarisches.“
Zutiefst österreichisch sind die „Vorstadtweiber“.
Dass es über deren Erfolg verschiedene Wahrnehmungen gibt, musste Auspitz jüngst bei Staffel 4 feststellen. Die hatte weniger Seher in absoluten Zahlen als davor, was in Zeitungen intensiv getrommelt wurde. „Da spielte einiges hinein, nicht zuletzt auch Medien-Politisches. Das ändert nichts daran, dass sie mit einem Marktanteil von gut 25 Prozent wohl das erfolgreichste fiktionale Produkt des Jahres auf waren.“
Neue „Weiber“
In der schon abgedrehten Staffel 5 kommt 2020 ein Abstecher in die Modewelt. Und dann? „Die Zukunft der ,Vorstadtweiber‘ muss man sehr, sehr sorgfältig behandeln. Sie sind schon von der Konzeption her kein ewiglaufendes Format, das sich wie eine Krimi-Serie von Fall zu Fall hantelt“, sagt Auspitz. „Man muss schauen, wie und ob man auf die Geschichte noch eins draufsetzen kann.“Mut hätte man diesbezüglich ja in der Vergangenheit bewiesen, erinnert er an Aufreger wie den schwulen Minister Schnitzler in Staffel 1. „Heute kümmert das angesichts der innenpolitischen Realitäten keinen mehr.“Die Drehbücher für Staffel 6 werden jedenfalls schon entwickelt.
Sehr „Schnell“
„Da geht noch was“, sagt Auspitz auch über „Schnell ermittelt“– Staffel 6 war mit dem Coming-of-Age, dass Angelika Schnells Sohn ein Mörder ist, eher düster und hat einige Seher deshalb auch sehr bewegt. Nun sind fünf Folgen der neuen Staffel schon abgedreht. Und „die frühere Leichtigkeit kehrt zurück. Es ist uns vielleicht sogar gelungen, aus der Serie heraus eine neue zu schaffen“, meint Auspitz. Schon länger entwickelt wird „Das Netz/The Net“. Dahinter stehen Red Bull und die MR-Mutter Beta Film. Die Serie leuchtet über lokale Zugänge die Fußball-Welt aus. „Für Österreich liegen zwei ausgezeichnete Folgen von Martin Ambrosch vor. Zudem freut es mich, dass ServusTV als LeadSender dabei ist“, sagt der 44-Jährige. Aus Deutschland ist die ARD Degeto beteiligt – derzeit entstehen Drehbücher im Writersroom. Und auch in Frankreich „ist man schon sehr weit. Ich denke also, dass wir das trotz der Komplexität hinbekommen werden.“
Die MR Film kann offenbar entspannt in die nähere Zukunft blicken. Für andere Produzenten gilt das wegen Unwägbarkeiten beim ORF bzw. nicht. „Ich halte es für wichtig, dass wir Produzenten den Öffentlich-Rechtlichen immer wieder an seine Verantwortung erinnern – die er auch wahrnimmt, wie die ORF-Führung im Gespräch mit uns versichert hat. Man steht zum Vergabevolumen.“
Mehr „Blut“
Wichtig wäre für TV-Produzenten nun, dass eine neue Regierung rasch eine höhere Dotierung des Fernsehfonds vorantreibt. „Durch das Engagement von ORF sowie ServusTV und könnte noch deutlich mehr aus Österreich heraus produziert werden. Der Effekt der Förderungen ist ja ein Vielfaches und zahlt am Ende wieder in die Steuerkasse ein“, erklärt Auspitz.
Woran sich die Frage nach der Zukunft von „Vienna Blood“knüpft. „Nach den gesamt über acht Millionen Zusehern hat die BBC, für die das bisher ,nur‘ eine internationale Kauf-Serie war, großes Interesse, dass ,Vienna Blood‘ möglichst bald weitergeht. Es ist in England ein wirklicher Hype um die Serie – und damit auch um Wien – entstanden.“Drei neue Drehbücher von Steve Thompson („Sherlock“) liegen schon vor.