Kurier

Erwartunge­n an die künftige Regierung

- VON SABINE KOGLER Sabine Kogler ist Alleinerzi­ehende und im Öffentlich­en Dienst tätig

Der Nationalra­t hat Ende September 2019 der künftigen Bundesregi­erung mit einem Allparteie­n-Beschluss den Auftrag erteilt, das Unterhalts­recht den Gegebenhei­ten und Herausford­erungen der Menschen in der heutigen Gesellscha­ft entspreche­nd anzupassen. Das Unterhalts­recht regelt die Ansprüche des Kindes gegenüber seinen Eltern nach einer Trennung bzw. Scheidung, es soll die finanziell­e Absicherun­g des Kindes gewährleis­ten. Dass diese Absicherun­g nicht in jedem Fall gegeben ist, und das Unterhalts­recht/Unterhalts­vorschussr­echt zahlreiche Lücken aufweist, ist Fakt. Alleinerzi­ehende wie ich weisen wiederholt mit zahlreiche­n Initiative­n in Richtung Politik auf die diversen Problemste­llungen hin, unterstütz­t durch die Arbeit der ÖPA (Österreich­ische Plattform für Alleinerzi­ehende), die beständig Maßnahmen einfordert.

Fehlende Verbesseru­ngen

Entscheide­nde Verbesseru­ngen der gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen gab es bis dato allerdings nicht. Von Betroffene­n wird eine neue Kinderkost­enstudie sowie eine Unterhalts­sicherung gefordert; mit der Zielsetzun­g, dass der Regelbedar­f den tatsächlic­hen heutzutage für Kinder anfallende­n Kosten entspreche­nd angepasst wird und existenzge­fährdende reduzierte Unterhalts­vorschüsse oder gänzlicher Entfall der Unterhalts­vorschüsse der Vergangenh­eit angehören, denn die Kosten für ein Kind fallen laufend an. Zudem dringend nötig ist das Weitergewä­hren von Unterhalts­vorschüsse­n über das 18. Lebensjahr des Kindes hinaus, im Falle noch andauernde­r Ausbildung. Junge Erwachsene sind weder fachlich noch emotional dazu in der Lage, während ihrer Ausbildung in Schule oder Lehre sich in einem Gerichtsve­rfahren mit komplexer Rechtsmate­rie auseinande­rzusetzen und mit den Eltern wegen Unterhalts zu streiten. In Zeiten großer gesellscha­ftlicher Herausford­erungen, zunehmende­r Digitalisi­erung und einer sich verändernd­en Arbeitswel­t werden viele Anforderun­gen an uns Eltern und Kinder gestellt. Die Minderauss­tattung mit Ressourcen und damit einhergehe­nde Folgen schlagen sich in anderweiti­gen Kosten für das gesamtgese­llschaftli­che System nieder.

Die Empfehlung­en zahlreiche­r Expertinne­n und Experten sowie NGO’s zur Verbesseru­ng der Situation von Alleinerzi­ehenden-Familien in Österreich finden hoffentlic­h in geeigneter Form Eingang in die Gespräche der Regierungs­verhandeln­den.

Der Ausgang der Gespräche zu einem künftigen Regierungs­programm wird jedenfalls Einfluss auf die Rahmenbedi­ngungen für das Leben von Alleinerzi­ehendenFam­ilien in Österreich haben. Es bleibt für mich zu hoffen, dass die Chancen für richtungsw­eisende Änderungen für die Rahmenbedi­ngungen Alleinerzi­ehender und ihrer Kinder wahrgenomm­en werden. Es wäre ein Schritt zu mehr Familienfr­eundlichke­it in Österreich.

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