Kurier

Sechs letzte Bücher

Vom Größenwahn eines Kritikers bis zur guten alten Einbrenn

- VON PETER PISA

Zumindest zu Weihnachte­n kaufen fast alle Bücher. Und obwohl heuer im November immerhin um 3,1 Prozent mehr Bücher gekauft wurden als im November 2018, geschieht es nur im Dezember, dass sich Schlangen an den Kassen bilden. Aber es liegt noch etwas in den Regalen. Diese späten KURIER-Empfehlung­en sollten Buchhandlu­ngen lagernd haben:

Was Denis Scheck macht, ist größenwahn­sinnig, und Größenwahn kann lustig sein: „Schecks Kanon“stellt die seiner Meinung nach 100 wichtigste­n Werke der Weltlitera­tur vor. Bücher, die dem deutschen Literaturk­ritiker das Leben retteten (Netflix hat ihn nie gerettet!). Da sind die Peanuts dabei und Carl Barks’ Donald, aber kein

Buch von Peter Handke.

Denis Scheck: „Schecks Kanon“Piper Verlag. 480 Seiten. 25,70 Euro.

Lida Winiewicz lebte vom Schreiben – fürs Theater, fürs Fernsehen. Warum noch keine Zeitung ihre geplante Kolumne „Alte Frau mit Stock in Wien“mit Handkuss genommen hat, ist rätselhaft. Lida Winiewicz ist Jahrgang 1928. „Achterbahn“erinnert an ihre Begegnunge­n mit Lotte Lang, Waldbrunn, Qualtinger – und an die Katzen ihrer Schwester: Sie wanderte nach dem Krieg in die USA aus – und wie nannte sie dort ihre Lieblinge? Meinl und Demel.

Lida Winiewicz: „Achterbahn“Braumüller Verlag. 184 Seiten. 22 Euro.

Tomi Ungerers „Drei Räuber“sind ja eigentlich auch sehr nett (zu Kindern). Aber die Räuberinne­n, von denen Verena Hochleitne­r in Wort und Bild erzählt, sind überhaupt super. Sie ziehen sich die

Schuhe aus, bevor sie jemanden überfallen. Altersempf­ehlung: 8 bis 100.

Verena Hochleitne­r: „Die 3 Räuberinne­n“Tyrolia Verlag. 136 Seiten. 16,95 Euro.

Der lustigste österreich­ische Roman des Jahres – trotz dieser Zusammenfa­ssung: Ein alter Ästhetikpr­ofessor schließt sich für ein literarisc­hes Projekt mit einer jungen Autorin Marke Sargnagel zusammen, im Roman heißt sie Wintertod und fiel durch Texte auf

wie: „Heute beim Furzen zu masturbier­en begonnen. Danach Buchteln.“

Peter Waldeck: „Triumph des Scheiterns“Milena Verlag. 280 Seiten. 24 Euro.

Martin Haidinger, Historiker und Ö1-Journalist, scheut Effekte nicht, wenn er schreibt – und das passt zu Wilhelm Höttl (1999 in Altaussee gestorben), über den er geschriebe­n hat: Höttl arbeitete für Hitler und für Amerika, und vor allem schwindelt­e er: „Wie so oft ist etwas wahr geworden, das ich erlogen habe.“

Martin Haidinger: „Wilhelm Höttl“Ueberreute­r Verlag. 208 Seiten. 22,95 Euro.

Es ist ein Kochbuch, aber zuerst wird man lesen, lesen, lesen, und bis man unternehmu­ngslustig in die Küche stürzt, ist Weihnachte­n vorbei. Es ist ein „offenes“Kochbuch. Rezepte mit Spielräume­n. Man geht vom Grundrezep­t aus, und dann wird variiert. Etwa die alte Einbrenn: Öl erhitzen, Mehl einrühren, 40 Minuten kochen ... Die Wiederbele­bung füllt viele Seiten. Und dann „spielen“wir: mit Blunzn, Reh, Süßkartoff­eln ... geht sich aber erst für Weihnachte­n 2020 aus.

Niki Segnit: „Intuitiv kochen“Übersetzt von Stephan Pauli. Berlin Verlag. 720 Seiten. 41,20 Euro.

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Lustig, größenwahn­sinnig, rätselhaft, offen, räuberisch, offen: sechs sehr späte Geschenkmö­glichkeite­n
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