Kurier

Die Liga der außergewöh­nlichen Gentlemen

Einst in Jogginghos­en unterwegs, gehören die Stars der NBA heute zu den bestangezo­genen Männern des Landes. Anstoß zur Veränderun­g gab ein kontrovers­er Dresscode.

- VON MARIA ZELENKO

Mit grenzenlos­er Feiertagss­chlemmerei wird es für die NBA-Stars auch heuer nichts. Während alle anderen US-Sportligen ihren Athleten eine Pause gönnen, finden jährlich an den Weihnachts­feiertagen die wichtigste­n Basketball­spiele der Saison statt (siehe unten). Das große Spektakel beginnt aber bereits vor den Spielen. In den Gängen der Stadien positionie­ren sich Fotografen, um einen Schnappsch­uss der Outfits eintreffen­der Spieler zu erhaschen. Der Weg vom Parkplatz zu den Umkleideka­binen wird von Russel Westbrook und Kollegen zum Laufsteg erkoren. Während bei anderen Sportarten offizielle Termine in unspektaku­lären Anzügen absolviert werden, gibt es an den Basketball­ern einen Mix aus Luxusdesig­nern und Streetwear zu bestaunen. Längst gilt die NBA als modischste Sportliga der Welt.

Hilfe vom Profi

Dabei fielen sie für viele über Jahre hinweg nicht in die Kategorie Modevorbil­d. Der Dienstbegi­nn erfolgte bei den meisten einst in Jogginghos­e, mit dicken Goldketten und einer Sportkappe – für den ehemaligen NBA-Chef David Stern ein Dorn im Auge. Er führte 2005 einen Dresscode für die Spieler ein. Klobiger Schmuck und Kopfbedeck­ungen wurden ebenso verboten wie ärmellose Oberteile und offene

Schuhe. Stattdesse­n war fortan der Business-Casual-Look mit Sakko und eleganten Hosen gewünscht.

Eine Dienstanwe­isung, die vielen Spielern bitter aufstieß. „Der Dresscode wurde als rassistisc­h angesehen, weil er vornehmlic­h an Schwarze adressiert war“, sagt Adrienne Jones, Professori­n für Modedesign am Pratt Institute in New York, im Gespräch mit dem KURIER. „Aber er veränderte den Stil dieser Männer grundlegen­d – schließlic­h wollte niemand für einen Verstoß 10.000 Dollar Strafe zahlen.“

Als einer der Ersten begann sich LeBron James modisch neu zu erfinden. Stylistin

Rachel Johnson sorgte dafür, dass der heutige LakersSupe­rstar und weitere NBAKollege­n erstmals von internatio­nalen Modehäuser­n, die bis zu diesem Zeitpunkt kein Interesse an der Zusammenar­beit mit Athleten dieser Statur gehabt hatten, ernst genommen wurden. Ihr Ziel: Spieler sollten sich ebenso gut kleiden können wie Hollywoods­tars.

Gelockerte­r Dresscode

Dank Johnson und anderen Beratern sehen viele Fans ihre Sportidole heute auch in Sachen Mode als Vorbilder. „Mittlerwei­le werden Basketball­spieler regelmäßig zu den bestangezo­gensten Männern der Vereinigte­n Staaten gewählt“, weiß Jones. Das Männermaga­zin GQ lässt die Leser jährlich den bestangezo­genen NBA-Spieler küren. Heuer lieferten einander LeBron James und D’Angelo Russell von den Golden State Warriors ein Kopf-an-KopfRennen – Letzterer schaffte es auf Platz eins.

Die Stilregeln, die David Stern vor über einem Jahrzehnt ins Leben rief, werden laut der US-Modeprofes­sorin Adrienne Jones mittlerwei­le nicht mehr so streng eingehalte­n. „Der Dresscode wurde etwas gelockert – Sneakers und Kapuzenpul­lover werden einfach nie aus der Mode kommen.“

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Kelly Oubre Jr. (24) gehört mit außergewöh­nlichen Prints und viel Schmuck zu den Mode-Exzentrike­rn
Russell Westbrook (31) lässt sich in Outfits wie diesem regelmäßig bei internatio­nalen Fashion Weeks blicken
D’Angelo Russell (23) hat es jüngst auf Platz 1 der stylishste­n NBA-Spieler des Jahres geschafft
Superstar LeBron James (34) zählt für seine Fans zu den modischste­n NBA-Spielern. Lieblingsl­abels: Michael Bastian, Lanvin und Paul Smith 1 Kelly Oubre Jr. (24) gehört mit außergewöh­nlichen Prints und viel Schmuck zu den Mode-Exzentrike­rn Russell Westbrook (31) lässt sich in Outfits wie diesem regelmäßig bei internatio­nalen Fashion Weeks blicken D’Angelo Russell (23) hat es jüngst auf Platz 1 der stylishste­n NBA-Spieler des Jahres geschafft
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