Hurn und Drang: Warum war er so im Gasometer?
„Dirty Talking“zu Brummton und Zeitlupenbeat: Heimspiel für Rapper Yung Hurn in Wien.
„Yung Hurn, warum bist du so?“, fragt der Wiener Rapper gleich zu Beginn, zu Fußballtröte und Subbass.
Eine gute Frage, die man sich insbesondere vor einem bühnenbeherrschenden Berg an Brüsten zwei Tage vor Weihnachten so noch nie gestellt hat! Jetzt aber mal: Handy hoch. Der Auftritt beginnt, und der ausverkaufte Gasometer hüpft.
Yung Hurn ist mit seinem Album „Y“(gerade noch) der Mann der Stunde, mit seiner Mischung aus Hip-HopModetrends und der sehr wienerischen Fixierung aufs – wie sagt man – Kopulieren. Freud, Drahdiwaberl, Hurn, das geht sich irgendwie aus. Man hat es nie leicht gehabt in dieser Stadt mit dem Sex.
Aber ein bisserl lustig ist das schon: Während Erwachsene bei der Aussicht auf ein
Herumgefummle im Burgtheater tagelang die Aufregungsgeilheit kriegen, hören sich die Kids den wirklich harten Stoff an. Was bei Yung Hurn, äh, alles kommt, in die Nase und überall anders hin, es ist Porno-Zeit, Baby.
Zwinker, Zwinker
Es wird also bei Yung Hurn allerlei Synonymes über Sex ins Rennen geworfen (und an einer Stelle darf man Strache ausbuhen), man fährt, zwinker zwinker, „ohne Dach Cabrio“, und das die ganze Nacht, und hin und wieder will man kichern („Du bist ihre schöne
Blume/Aber ich bin die Biene“), an anderer Stelle weniger. Wenn das die Oma wüsste (also, nein, sie weiß es und darf zum Geburtstag sogar auf die Bühne).
Aber insgesamt: Im besten Fall ist da lyricmäßig ein Meta-Worttheater rund um das Körperliche im Gang, eine „Dirty Talking“-Oper zu Brummton und Zeitlupenbeat, ein Druckabbaugehüpfe gegen eine Außenwelt, in der die Eltern politische Korrektheit für das größte Problem halten. Danke, Yung Hurn!
Im schlechtesten Fall das alles ernst gemeint. ist