Sprudelndes nicht nur zu Silvester: „Sekt wird wieder sexy“
Schaumwein. Jede zweite Flasche wird im vierten Quartal gekauft. Schlumberger erhöht bald die Preise.
Die Talsohle ist durchschritten, die Sektkorken knallen wieder, sagt Benedikt Zacherl von der Kellerei Schlumberger. Nach der Einführung der Sektsteuer 2014 hatten Konsumenten verstärkt zu günstigeren (und steuerbefreiten) Prosecco- und Frizzante-Flaschen gegriffen. Ein Ärgernis aus Sicht der heimischen Hersteller, die von erodierenden Absätzen sprachen.
Die für 2022 geplante Abschaffung der Sektsteuer, die im Vorjahr 23,3 Millionen Euro einspielte, fiel zwar dem Regierungs-Ende zum Opfer.
Die Absatzeinbußen sind dennoch Vergangenheit. „Ich gehe davon aus, dass der Markt über das ganze Jahr hinweg zwischen sechs und sieben Prozent gewachsen ist“, sagt Zacherl. Rund 40 Millionen Flaschen Schaumwein werden jedes Jahr in Österreich geköpft, knapp zwei Drittel (70 Prozent) entfallen auf Sekt, 20 Prozent auf Frizzante und 10 Prozent auf Champagner. „Sekt ist wieder sexy. Auch für die Sommeliers der gehobenen Gastronomie“, meint Zacherl, der seit Jahren das Thema Herkunft und Regionalität getrommelt hat und auf die Rückverfolgbarkeit seiner Trauben stolz ist.
Aktuell beliefern 350 heimische Winzer Schlumberger, die Flaschen tragen die rot-weiß-rote Banderole. Die Konkurrenz schläft aber nicht. Auch die Winzer steigen verstärkt in den Sektmarkt ein.
Das größte Geschäft macht in Österreich aber die Bielefelder Sektkellerei Henkell. Mit Marken wie Mionetti, Fürst von Metternich, Söhnlein oder Kupferberg kommt die Gruppe laut eigenen Angaben hierzulande auf einen umsatzmäßigen Marktanteil von 32,4 Prozent. „Heuer haben wir 7,6 Millionen Flaschen verkauft, der wichtigste Monat ist der Dezember, in dem 35 Millionen Gläser Sekt getrunken werden“, sagt Henkell-Geschäftsführer Philipp Gattermayer. Gewachsen ist sein Geschäft auch durch Zukäufe. So hat Henkell im Vorjahr 50 Prozent am größten spanischen Getränke-Exporteur und weltweit führenden Cava-Hersteller Freixenet erworben, um Synergien im Einkauf und internationalen Vertrieb zu heben.
Übrigens werden 80 Prozent des weltweit produzierten Schaumweins in nur sechs Ländern getrunken: In Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Russland und den USA. Wobei die Italiener am liebsten Prosecco bestellen, Franzosen sich gern Champagner gönnen und Russen am liebsten beides, sagen Branchenkenner.
Sekt wird teurer
Währenddessen ist in Österreich die heurige Traubenernte von der Qualität der Trauben zufriedenstellend gelaufen. „Wir haben eine gute Säurestruktur“, sagt Zacherl. Allerdings war die Erntemenge nicht gerade üppig. Das wird sich wohl auf die Preise auswirken. Zacherl schätzt, dass Schlumberger-Flaschen ab April im Handel einen Euro mehr kosten werden.