Fulminantes Gotteslob im Musikverein: Händels „Messias“als Offenbarung
Erwin Ortner und die Lautten Comgagney Berlin haben sich als verlässlich spannende Interpreten von Georg Friedrichs Händels „Messias“in den Tagen vor Weihnachten im Musikverein etabliert. So feinsinnig musiziert wie bei der aktuellen Ausgabe hört man dieses Oratorium heute – nach dem Tod von Nikolaus Harnoncourt – selten. Ortner setzte auf die famosen Musiker des vor 35 Jahren gegründeten Originalklangensembles. Die machten mit Leichtigkeit alles mit, was er am Pult vorgab. Auf die ersten zelebrierten Takte der „Sinfonia“folgte ein leichtes, lichtdurchflutetes Allegro. Wie unterschiedlich die Facetten dieses Werks sind, elegant, melodisch oder hochdramatisch, ließ Ortner mit diesem Orchester in jeder Phase hören.
Nichts zu wünschen ließen der Arnold Schoenberg Chor und die Gesangssolisten übrig: Julia Lezhneva faszinierte mit ihrem klaren, präzise geführten Sopran. Die Nuance, die diese Stimme in den letzten Jahren schwerer geworden ist, legte sich auf die Ausdruckskraft. Mit Ernst und Innigkeit intonierte die junge Russin ihre Passagen.
Der Countertenor Raffaele Pe überzeugte mit Ausdruck und lyrischer Stimmführung. Benjamin Hulett schöpfte das breite Spektrum an Klangkolorit seines noblen Tenors aus. Florian Bösch, ein Meister dramatischer Stimmführung, ließ seinen Part zur Offenbarung werden. Das „Halleluja“wurde als Zugabe mit dem Publikum wiederholt. Die Ovationen wollten nicht enden.
KURIER-Wertung: