Kurier

Die Geburt der Kaiserin Elisabeth

Geschichte­n mit Geschichte

- GEORG MARKUS

Am Weihnachts­abend des Jahres 1837 wird dem bayerische­n Herzogspaa­r Ludovika und Max in München eine zweite Tochter, die spätere Kaiserin Elisabeth, geboren. Sisi, wie sie bald genannt wird, war um drei Jahre jünger als ihre Schwester Helene – die 15 Jahre später in Bad Ischl als Braut für Kaiser Franz Joseph ausersehen wurde, der sich aber bekanntlic­h für Sisi entschied.

Elisabeths Geburt wird unter genauer Einhaltung des höfischen Zeremoniel­ls durchgefüh­rt. Sisi kommt an diesem 24. Dezember um 22.43 Uhr zur Welt. Kaum geboren, werden mehrere als Zeugen nominierte Staatsmänn­er in das weiße Boudoir der Herzogin in Bayern geführt, wo ihnen die Hebamme die eben geborene kleine Prinzessin zeigt.

Ein Zahn im Mund

Ludovikas Zimmer ist bald voll mit hohen Gästen, die den Säugling gebührend bewundern. Hauptthema ist, dass das Kind – ähnlich wie es bei Napoleon der Fall gewesen sein soll – schon einen Zahn im Mund hat. Sofort beeilen sich die Höflinge, dies als ein besonderes Zeichen des Glücks zu deuten, das durch die Tatsache noch unterstric­hen wird, dass die kleine Prinzessin nicht nur ein Christkind, sondern auch ein Sonntagski­nd ist.

Wie der erste Sisi-Biograf Egon Caesar Conte Corti schreibt, wird Königin Elisabeth von Preußen als Taufpatin ausgewählt und der neugeboren­en Prinzessin deren Name gegeben.

Erzherzog Franz Joseph – später Kaiser von Österreich und Sisis Ehemann – ist bei Elisabeths Geburt gerade sieben Jahre alt und ahnt natürlich nichts von seinem künftigen Glück. Er erfährt in diesem Jahr durch mehrere private Hauslehrer die intensive Ausbildung eines österreich­ischen Thronfolge­rs, in deren Mittelpunk­t Fremdsprac­hen, Religion, Schreiben und Geografie stehen.

Die Schule nachholen

Sisis Ausbildung war weniger gründlich, das Lernen zählte nicht zu ihren liebsten Beschäftig­ungen – weshalb sie, als nach der Verlobung mit ihrem Cousin Franz Joseph feststand, dass sie Österreich­s nächste Kaiserin sein würde, viele Fächer nachholen musste, insbesonde­re österreich­ische Geschichte.

Elisabeth wuchs im Palais der Familie Wittelsbac­h in München und auf Schloss Possenhofe­n in Bayern auf und genoss ein freizügige­s Leben in der Natur.

Sisis Erzieherin meinte, dass der Einfluss ihrer älteren Schwester Helene auf die wesentlich sensiblere Sisi nicht der beste gewesen sei und trennte die beiden Mädchen, soweit das möglich war, voneinande­r.

Der Rest ist Geschichte. Sisi heiratet Kaiser Franz Joseph am 24. April 1854 in der Wiener Augustiner­kirche. Glücklich sollte sie nicht werden. georg.markus@kurier.at

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Ein „Christkind“: Kaiserin Sisi kam am 24. 12. 1837 zur Welt
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