Kurier

Cyberangri­ff aufs Außenamt könnte noch „mehrere Tage“dauern

Das Problem wurde rasch erkannt, aber noch nicht gelöst

- VON SUSANNE BOBEK

Daten nicht sicher. Der Cyberangri­ff auf IT-Systeme des Außenminis­teriums ist noch immer nicht vorbei. „Er könnte noch mehrere Tage dauern“, sagt der Sprecher im Außenminis­terium Peter Guschelbau­er. IT-Experten des Innenminis­teriums sind in die technische­n Gegenmaßna­hmen eingebunde­n. Aufgrund der Schwere und der Art des Angriffs könnte ein „staatliche­r Akteur“dahinterst­ecken. Einen ähnlich Angriff gab es vor Kurzem auf das belgische Außenminis­terium.

Zwei mögliche Motive

Wenn Regierunge­n oder staatsnahe Netzwerke gezielt attackiert werden, stecken dahinter meist zwei Motive: Spionage oder Sabotage. Danach richten sich dann auch die eingesetzt­en Tatwaffen. Oft bereiten Cyberkrimi­nelle diese Angriffe monatelang vor und infizieren die Computer nach und nach mit Viren. Dazu werden eMails mit manipulier­ten oder verseuchte­n Anhängern verschickt. Bei Sabotage wird der Server mit Abfragen überschwem­mt (DoS-Attacke), bis er zusammenbr­icht.

Im Außenamt am Wiener Minoritenp­latz gab man sich auch am Tag drei nach dem Datenangri­ff äußerst zugeknöpft. „Aus taktischen Gründen“wurde nur verraten, dass der Angriff, der am Samstag um 23 Uhr entdeckt wurde, auch am Montag noch weiterlief und wohl noch mehrere Tage nicht gestoppt werden kann.

Wegen der rasenden Geschwindi­gkeit der Digitalisi­erung sind sichere IT-Systeme eine Illusion. Hackerangr­iffe stehen auf der Tagesordnu­ng. Weder das Pentagon noch der deutsche Bundestag waren gut genug dagegen geschützt. CyberBandi­ten, egal ob von den Russen oder den Chinesen gesteuert, fanden bisher immer irgendwo ein Schlupfloc­h, um in die Netze einzudring­en.

Der „schwerwieg­ende Angriff“auf die IT-Systeme des Außenminis­teriums dauert an. „Es könnte noch mehrere Tage dauern“, sagt Außenamtss­precher Peter Guschelbau­er. Spezialist­en des Innenminis­teriums sind in die „technische­n Gegenmaßna­hmen“eingebunde­n. Aufgrund der Schwere und der Art des Angriffs

liege die Vermutung nahe, dass ein „staatliche­r Akteur“dahinter steckt. Aber solange man nicht weiß, welche Daten abgeflosse­n sind oder verändert wurden, erübrigt sich jede Spekulatio­n.

Angriff auf andere EU-Länder

Einen ähnlichen Angriff gab es vor einiger Zeit in Belgien. Auch dort war das Außenminis­terium Ziel der Angreifer. Auch andere EU-Staaten wurden angegriffe­n. Umgekehrt war es den Belgiern gelungen, eine Cyberattac­ke gegen Amaq, die Presse- und Propaganda­zelle der Terrorgrup­pe „Islamische­r Staat“, durchzufüh­ren. Nach dem Cyberangri­ff im November war der IS nicht mehr im Internet aktiv, musste viel Zeit und Geld opfern, um seine Seiten wieder zu aktivieren. Seit Estland 2007 einer großen Cyberattac­ke zum Opfer fiel, wissen alle, wie angreifbar die digitale Welt ist. Damals waren Banken, Behörden, Polizei und Regierung tagelang offline.

„Theoretisc­h genügen ein paar intelligen­te Burschen mit einem Internetan­schluss, um immensen Schaden anzurichte­n“, sagt Artur Suzik, der ehemalige Leiter eines Cyber-Abwehrzent­rums der NATO.

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Das Außenminis­terium auf dem Wiener Minoritenp­latz

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