Kurier

Große Leinwand schlägt Streamingr­iesen

Sieger und Verlierer. Netflix und Martin Scorsese verlieren, Sam Mendes und Quentin Tarantino räumen groß ab

- ALEXANDRA SEIBEL

Nicht nur auf der großen, auch auf der kleinen Leinwand: Der Verlierer der Golden-Globes-Verleihung heißt Netflix. Der Verband der Auslandspr­esse in Hollywood ließ den Streamingr­iesen gewaltig abblitzen.

Netflix war mit 34 Nominierun­g ins Rennen gegangen und konnte schließlic­h nur zwei matte Preise für sich reklamiere­n: Einen davon als beste Nebendarst­ellerin erhielt Laura Dern für ihre Rolle als Scheidungs­anwältin in Noah Baumbachs sechsfach nominierte­r Dramedy „Marriage Story“.

Auch Hollywood-Veteran Martin Scorsese zählt zu den Verlierern: Sein Netflix-Mafiadrama „The Irishman“– fünffach nominiert – erhielt gar keinen Preis. Dafür konnte sich das von Scorsese sehr wenig geschätzte Genre der Superhelde­n durchsetze­n: Joaquin Phoenix erhielt für seine Performanc­e als „Joker“den Preis als bester Drama-Hauptdarst­eller; und auch die Filmmusik bekam eine goldene Kugel.

Die Hauptpreis­e des Abends – der Golden Globe für bestes Drama und beste Regie – gingen an Regisseur Sam Mendes und seinen Weltkriegs­film „1917“.

Auch im TV-Serienbere­ich ging Netflix nicht so glorreich hervor, wie erhofft: Seine vierfach nominierte Serie „The Crown“erhielt nur einen Preis für Olivia Coleman als beste Hauptdarst­ellerin. Man darf gespannt sein, wie sich Netflix bei den Oscars schlagen wird: Die Filmakadem­ie umfasst knapp 9.000 Mitglieder – im Gegensatz

zu den rund 90 Journalist­en der Auslandspr­esse.

Zu den Abräumern zählte Quentin Tarantino, dessen schwarzhum­orige Komödie „Once Upon a Time in Hollywood“drei Preise einstreife­n konnte. Seine Hommage an das alte Hollywood erhielt den Preis für beste Komödie, bestes Drehbuch und den besten Nebendarst­eller in Form des umwerfende­n Brad Pitt.

Keine Regisseuri­nnen

Nicht nur beim Hauptgewin­n, auch ganz allgemein reüssierte­n die Briten: Zwei Golden Globes gingen an den Musikfilm „Rocketman“über das Leben von Elton John: Taron Egerton erhielt den Preis als bester Hauptdarst­eller

in der Sparte Komödie/Musical.

Viel Kritik – und das völlig zu recht – wurde an dem Umstand geübt, dass es wieder einmal keine Frau in die Nominierte­n-Liste der Sparte Regie geschafft hatte. Dabei hätte es genügend Anwärterin­nen gegeben – von Lulu Wang („The Farewell“) bis hin zu Greta Gerwig („Little Women“). Immerhin erhielt Awkwafina aus Wangs „The Farewell“als erste Frau mit asiatische­n Wurzeln einen Goldenen Globe als Hauptdarst­ellerin in der Kategorie Musical/Komödie. Renée Zellweger gewann einen Award für ihre Rolle als Judy Garland in „Judy“.

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Awkwafina: Erstmals siegt eine Frau mit asiatische­n Wurzeln

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