Warum Ministerin Zadić ein Gewinn ist
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“So steht es auf der Fassade des Parlaments. Die Reaktion vor allem im FPÖ-Milieu auf die Bestellung von Alma Zadić zur Justizministerin machen es leider nötig, diesen Satz aus der Europäischen Menschenrechtskonvention in Erinnerung zu rufen.
Andere europäische Länder haben längst Zuwanderer in ihren Regierungen. Es ist an der Zeit, dass Österreich in den Chefetagen der Republik abbildet, was in der Bevölkerung längst Realität ist. Ein Viertel der in Österreich lebenden Bevölkerung hat Migrationshintergrund, ist entweder im Ausland oder in erster Generation in Österreich geboren. Das sind zwei Millionen Menschen, und bei den meisten handelt es sich um gut bekannte Nachbarn: Deutsche, Serben, Rumänen, Bosnier, Ungarn, Kroaten und Polen.
Alma Zadić ist das Kind von Bosnien-Flüchtlingen. Sie ging in Wien zur Schule und legte eine beachtliche Bildungskarriere hin: Auslandssemester in Italien und in den USA, Promotion an der Uni Wien. Sie startete eine Karriere als Wirtschaftsanwältin.
Als Ministerin ist Zadić ein Vorbild für Migrantenkinder, vor allem auch für Mädchen, dass sie es schaffen können. Das ist im Sinne aller Österreicher: Jugendliche, die einen guten Beruf erlernen, helfen nicht nur sich selbst, sondern tragen zu unser aller Wohlstand bei.
Für Zadić ist es nicht angenehm, mit ihrer Vorreiterrolle als Ministerin Zielscheibe für Rassisten zu sein. Man sollte ihr gutschreiben, dass sie sich dem aussetzt, auch wenn man ihre politische Meinung nicht teilen mag.