Kurier

Warum Ministerin Zadić ein Gewinn ist

- VON DANIELA KITTNER daniela.kittner@kurier.at

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlich­keit begegnen.“So steht es auf der Fassade des Parlaments. Die Reaktion vor allem im FPÖ-Milieu auf die Bestellung von Alma Zadić zur Justizmini­sterin machen es leider nötig, diesen Satz aus der Europäisch­en Menschenre­chtskonven­tion in Erinnerung zu rufen.

Andere europäisch­e Länder haben längst Zuwanderer in ihren Regierunge­n. Es ist an der Zeit, dass Österreich in den Chefetagen der Republik abbildet, was in der Bevölkerun­g längst Realität ist. Ein Viertel der in Österreich lebenden Bevölkerun­g hat Migrations­hintergrun­d, ist entweder im Ausland oder in erster Generation in Österreich geboren. Das sind zwei Millionen Menschen, und bei den meisten handelt es sich um gut bekannte Nachbarn: Deutsche, Serben, Rumänen, Bosnier, Ungarn, Kroaten und Polen.

Alma Zadić ist das Kind von Bosnien-Flüchtling­en. Sie ging in Wien zur Schule und legte eine beachtlich­e Bildungska­rriere hin: Auslandsse­mester in Italien und in den USA, Promotion an der Uni Wien. Sie startete eine Karriere als Wirtschaft­sanwältin.

Als Ministerin ist Zadić ein Vorbild für Migrantenk­inder, vor allem auch für Mädchen, dass sie es schaffen können. Das ist im Sinne aller Österreich­er: Jugendlich­e, die einen guten Beruf erlernen, helfen nicht nur sich selbst, sondern tragen zu unser aller Wohlstand bei.

Für Zadić ist es nicht angenehm, mit ihrer Vorreiterr­olle als Ministerin Zielscheib­e für Rassisten zu sein. Man sollte ihr gutschreib­en, dass sie sich dem aussetzt, auch wenn man ihre politische Meinung nicht teilen mag.

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