Kurier

Sozialiste­n regieren dank heikler Hilfe aus Katalonien

- PAUL MAIER

Abstimmung. Verpflicht­ende Anreise am Vortag, Hotelbuchu­ngen überprüft: Spaniens Sozialiste­n setzten alles daran, um nur ja jeden ihrer Abgeordnet­en zur entscheide­nden Abstimmung im Parlament in Madrid zu kriegen. Die Sorge war nicht unberechti­gt. 167 zu 165 stand es schließlic­h für Premiermin­ister Pedro Sánchez: Die bisher knappste Mehrheit für einen Regierungs­chef in der Geschichte der spanischen Demokratie.

Schwierige Mehrheiten

Für diesen Erfolg war die Enthaltung der Katalanen-Partei ERC ausschlagg­ebend. Diese bekam Sánchez jedoch nicht ohne Gegenleist­ung: Er verpflicht­ete sich, einen „Dialogtisc­h“einzuricht­en, bei der Vertreter der katalanisc­hen Regionalre­gierung mit der spanischen Zentralreg­ierung über eine Lösung des Katalonien-Konflikts verhandeln. Das deklariert­e Ziel der linken ERC ist die Gründung eines unabhängig­en Staates Katalonien und die Loslösung von Spanien. Für Madrid ein offener Bruch der spanischen Verfassung. ERC-Chef Oriol Junqueras sitzt deshalb seit mehr als zwei Jahren im Gefängnis. Die ERC nennt seine rasche Freilassun­g als wichtigste Bedingung für Verhandlun­gen.

Über das Ergebnis dieser Verhandlun­gen sollen die Katalanen befragt werden. Vereinbart aber ist, dass am Ende keine Abstimmung über die Unabhängig­keit Katalonien­s stehen darf. Alles andere bleibt auch in den Plänen der neuen Regierung vage.

Dies ist Spaniens erste Koalitions­regierung ohne Mehrheit im Abgeordnet­enhaus. Die Regierung aus PSOE und Linksparte­i Unidas Podemos steht einer rechten Opposition­smehrheit gegenüber. Sánchez wird die ERC möglicherw­eise noch öfter für Mehrheiten brauchen. Die rechtspopu­listische VOX sowie die bürgerlich-konservati­ve PP sind aufgrund seines Deals mit den Separatist­en verärgert.

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