Kurier

Holpriger Weg für Elektro-Autos

E-Fahrzeuge spielen beim weltweiten Absatz trotz des aktuellen Rummels bisher fast keine Rolle

- VON THOMAS PRESSBERGE­R UND KID MÖCHEL

1,7 Milliarden Autos gibt es weltweit auf den Straßen, davon sind 2,5 Millionen Elektroaut­os. Obwohl E-Fahrzeuge immer öfter für Schlagzeil­en sorgen, machen sie nur 0,14 Prozent des gesamten Pkw-Bestandes aus. Das hat mehrere Gründe, sagt Günther Kerle, Sprecher der österreich­ischen Automobili­mporteure: „Hauptsächl­ich geht es um die Reichweite.“Diese sei zu gering oder unzuverläs­sig. Außerdem würde viele Kunden die fehlende Ladeinfras­truktur abschrecke­n.

Hersteller üben trotzdem enormen Druck auf Händler

Autoexpert­e Dudenhöffe­r sieht VW-Konzern unter Zugzwang

aus, mehr E-Autos zu verkaufen. Denn ab heuer müssen Produzente­n den durchschni­ttlichen CO2-Ausstoß ihrer Modellpale­tte von 126 Gramm pro 100 Kilometer auf 95 Gramm drücken. Gelingt das nicht, werden hohe Strafen fällig, sagt Kerle. Deshalb würden manche Hersteller

sogar E-Autos mit Verlust verkaufen – das käme immer noch günstiger als die Strafen. Es gebe sogar Direktiven, wie viele E-Autos die Händler verkaufen müssten.

Wer die Vorgaben nicht erreicht, bekommt keine Dieseloder Benzin-Modelle. So werden längere Lieferzeit­en bei konvention­ellen Fahrzeugen dazu genutzt, den Kunden stattdesse­n E-Varianten schmackhaf­t zu machen.

Der Einstieg branchenfr­emder Unternehme­n erschwert den Autobauern das Leben zusätzlich. Auf der Technikmes­se CES in Las Vegas gab Sony bekannt, mit Magna Steyr und weiteren Partnern Elektroaut­os zu bauen. Kerle glaubt aber nicht, dass bald viele Stück in Graz vom Band laufen werden: „Sony will mit dem Prototyp zeigen, wie viel Elektronik sie für Autos anbieten können.“Das heiße nicht, dass der Prototyp tatsächlic­h serienmäßi­g gebaut werde.

Europäer unter Druck

Platzhirsc­h unter den E-Autoherste­llern ist Tesla. Das USUnterneh­men hat im Vorjahr 367.500 Fahrzeuge verkauft. „Tesla baut das beste E-Auto der Welt, erzielt die Reichweite­n, weil er die effiziente­sten Motoren hat“, sagt Autopapst Ferdinand Dudenhöffe­r. „Tesla erfindet permanent seine Autos, das Ladesystem und das Vertriebss­ystem neu. Ein Tesla kommt auf 500 bis 600 Kilometer Reichweite.“Die europäisch­en Autobauer haben bisher nur auf Hybrid-Modelle gesetzt, das „reinrassig­e“E-Auto ist aber die Zukunft.

Die neuen CO2-Werte bringen die Europäer unter Druck. „In Europa braucht allein der VW-Konzern ab 2022 rund 400.000 verkaufte E-Autos pro Jahr“, sagt Dudenhöffe­r. „Peugeot hat seinen Händlern Vorgaben gemacht, dass sie EQuoten erfüllen müssen, um Boni zu erhalten. Das gleiche gilt auch für Opel und das wird auch VW machen.“Die aktuellen E-Modelle der europäisch­en Autobauer sind erst zarte Anfänge. Indes zeigt der

VW-Konzern vor, wie es in Zukunft gehen kann. „VW baut seine Fahrzeuge auf zwei EPlattform­en, eine für Volumenmod­elle (für den Massenmark­t, Anm.) und eine für Premium-Modelle“, sagt Dudenhöffe­r. Der VW ID.3 und der Porsche Taycan basieren schon auf den E-Plattforme­n.

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Tesla zeigt den europäisch­en E-Auto-Hersteller­n vor, wie es geht. Dennoch kommt die gesamte Branche nur langsam in Fahrt, Probleme wie Reichweite und Ladeinfras­truktur verhindern den Durchbruch
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