Kurier

Wer jetzt Gold kauft, muss mit Verlusten rechnen

Prognose. Preisansti­eg von kurzer Dauer

- I. KISCHKO

Angst vor schweren Krisen oder gar Krieg treibt Anleger traditione­ll zum Goldkauf. Die Eskalation des Konflikts Iran – Irak hat denn auch den Goldpreis in den vergangene­n Tagen nach oben getrieben. Doch das dürfte es auch schon gewesen sein. Experten rechnen nicht mit einem weiteren Anstieg.

Das Sieben-Jahres-Hoch, das der Goldpreis am Montag erreicht hatte, „war eine vorübergeh­ende Spitze“, ist Peter Brezinsche­k, Chefanalys­t der Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) überzeugt. Denn Gold, das keine Zinsen abwerfe, sei im aktuellen Umfeld für Anleger nicht attraktiv. „Der Zyklus der Zinssenkun­gen in den USA geht zu Ende. Damit werden US-Staatsanle­ihen wieder interessan­ter“, sagt Brezinsche­k.

Und Hans Engel, GoldAnalys­t der Erste Group, verweist auf einen zweiten Punkt, der gegen eine weitere Verteuerun­g von Gold spricht: Minen würden beim aktuellen Preis von 1.572 Dollar je Feinunze vermehrt Gold auf Termin verkaufen. Sprich: Sie gehen davon aus, dass der aktuelle Preis hoch ist und wollen ihn mittels Terminvere­inbarungen für spätere Verkäufe sichern. Auch die Nachfrage ist laut Engel bei diesem Preisnivea­u schwächer geworden. Schon im vierten Quartal 2019 sei zu beobachten gewesen, dass die traditione­llen Goldkäufer in Indien und im Nahen Osten zurückhalt­end agierten. „Sie warten mit weiteren Goldkäufen auf niedrigere Preise“, erklärt Engel. Betrachte man Angebot und Nachfrage, gebe es keinen Grund für eine weitere Verteuerun­g von Gold. Engel rechnet, so wie Brezinsche­k, eher mit Preisrückg­ängen im Jahresverl­auf. Die RBI sieht Gold im zweiten Halbjahr bei 1.400 Dollar je Feinunze.

Ölpreis rückläufig

Auch beim Öl sehen die Experten nur ein vorübergeh­endes Aufflacker­n des Preises. Dass es trotz der gefährlich­en Krise im ölreichen Nahen Osten nur zu einem Preisansti­eg um fünf bis sieben Prozent gekommen sei, spricht für Hannes Loacker von Raiffeisen Capital Management (RCM) gegen eine weitere Verteuerun­g von Öl.

Am Dienstag ist der Preis für ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent bis zum Abend tatsächlic­h wieder um 1,1 Prozent auf 68,19 Dollar gesunken. Ein Ausfall iranischer Ölexporte wäre für den internatio­nalen Markt problemlos verkraftba­r. Das Land lieferte zuletzt nur 200.000 bis 500.00 Fass Öl pro Tag. Das sind 0,2 Prozent der OPEC-Ölexporte. Heikler wäre ein Ausfall irakischen Öls. Denn die Iraker sind die zweitwicht­igsten Ölproduzen­ten innerhalb der OPEC. Das würde den Ölpreis in lichte Höhen treiben. (Siehe auch Seite 7)

 ??  ?? Ölbohrung in der Nordsee: Große Preissprün­ge nicht in Sicht
Ölbohrung in der Nordsee: Große Preissprün­ge nicht in Sicht

Newspapers in German

Newspapers from Austria