Waffenhandel verzeichnet Rekord-Plus
Trotz Gesetzesnovellierung gab es in Österreich noch nie so viele Waffen in privater Hand
Waffenverbotszonen und strengere Gesetze konnten die Österreicher 2019 nicht vom Waffenkauf abhalten. Nach einem überraschenden Minus 2018 verbuchte die heimische Branche im Vorjahr wieder einen kräftigen Zuwachs von 7,7 Prozent. Insgesamt sind laut Innenministerium 1.101.643 Waffen in österreichischen Schränken verwahrt, so viele wie noch nie.
Die meisten Waffenbesitzer gibt es in Niederösterreich. Dort sind 308.391 Waffen der Kategorie A, B oder C in Privatbesitz (siehe Kasten
rechts). Die Kategorie D, in die früher zum Beispiel Flinten fielen, wurde durch die Novelle des Waffengesetzes 2019 in die Kategorie C eingegliedert. Laut der ARGE Zivile Sicherheit der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) ist der Anstieg der Verkaufszahlen um 4.620 Handfeuerwaffen für die Branche dennoch kein Grund zum Feiern.
Gesetz belastet Handel
„Im Vergleich zum Jahr 2018 gibt es einen minimalen Anstieg an der Anzahl aufrechter Waffen von 50.000 Stück gesamt“, hieß es seitens der WKO. Gemeint sind damit nicht die Käufe, sondern die Waffenmeldungen – bei 1.101.643 Waffen im österreichischen Privatbesitz tatsächlich nur ein moderater Anstieg. Das Plus dürfte vor allem mit der neuen Kategorisierung im Waffengesetz zu tun haben. Seit dem Inkrafttreten am 14. Dezember 2019 muss nahezu jede Schusswaffe registriert werden.
Bei den Waffenkäufen zeigt eine Analyse von Branchenradar, dass die meisten Käufe über den Gebrauchtwaffenmarkt abgewickelt wurden. Der Markt für neue Waffen wuchs 2019 nur um 1,4 Prozent, während der Verkauf von Gebrauchtwaffen im selben Zeitraum um mehr als zehn Prozent anstieg.
Verantwortlich für das Wachstum waren primär die Verkäufe von Gewehren. Eine Erklärung dafür liefert Alexander
Skoff-Salomon vom Wiener Jagdausstatter „Joh. Springer's Erben“: „Seit der Novellierung ist es möglich, bei der Jagd Schalldämpfer zu verwenden. Um diese anzubringen, muss das Gewinde des Gewehrs beschnitten werden. Viele Besitzer schöner, alter Gewehre wollen das nicht.“Dementsprechend greifen viele Jäger nun lieber gleich zu neuen Gewehren.
Skoff-Salomon macht sich dementsprechend keine Sorgen, dass das neue Gesetz dem Geschäft schaden könnte: „Bisher läuft es konstant gut.“Etwas anders sieht das die ARGE Zivile Sicherheit, die das neue Waffengesetz „als eine Verschärfung sowohl für den Waffenbesitz als auch für den Waffenverkauf“sieht. So gebe es strengere Regelungen hinsichtlich der Magazinkapazität, bei der Prüfung der Verlässlichkeit, also dem psychologischen Gutachten, und zahlreiche Übergangsbestimmungen. Der österreichische Waffenhandel sei mehr gefordert denn je, meint die WKO.
Auch Lockerungen
Gelockert wurde das Waffengesetz für jene, die ohnehin schon mit Waffen zu tun hatten. So können Inhaber einer Waffenbesitzkarte nun auf unkomplizierte Weise mehrere Waffen erwerben. Alle fünf Jahre haben sie nämlich das Recht auf den Kauf von zwei zusätzlichen Waffen, sofern sie Mitglied in einem Schießsportverein sind. Außerdem ist es Justizwachebeamten und Militärpolizisten nun erlaubt, ihre Pistole oder ihren Revolver auch in der Freizeit mit sich zu führen.
Die Kombination einer gültigen Waffenbesitz- und Jagdkarte erlaubt auch das Führen einer Faustfeuerwaffe bei der Jagd. Seit einem Jahr dürfen Jäger außerdem einen Schalldämpfer verwenden, um Gehörschäden vorzubeugen. Der Schussknall muss zwar weiterhin deutlich hörbar bleiben, der Lärm und der Rückstoß werden aber um ein Drittel gedämmt. In der Praxis wird dadurch außerdem das Geschoß stabiler und damit präziser.