24 Kinder-Betten bleiben leer
Die Sperre der Kinderabteilung in der Grippezeit sorgt für Empörung
Die Übersiedlung sei bestens geglückt, jetzt liege es an den Mitarbeitern, etwaige Fehlinformationen, die immer noch über das Krankenhaus Nord kursieren, im Familienund Freundeskreis zu korrigieren. So lautete der Appell von Direktor Herwig Wetzlinger an die Mitarbeiter des Krankenanstaltenverbunds (KAV) kurz vor Weihnachten in einer Videobotschaft.
Aktuell dürfte das etwas schwerfallen, sorgt doch die heute, Mittwoch, beginnende elftägige Sperre der Kinderabteilung mitten in der Grippesaison für massive Empörung. Wie berichtet, sei die temporäre Schließung laut KAV schon länger geplant gewesen und ermögliche jenen Mitarbeitern, die zu Weihnachten gearbeitet haben, einen Zeitausgleich.
Doch wie groß sind die Personalnöte auf der Abteilung tatsächlich? Laut KAVSprecherin seien zwei der 22 Ärzte-Posten derzeit vakant, hinzu kämen zwei LangzeitKrankenstände. Dass aktuell insgesamt fünf Ärzte und elf Pflegekräfte fehlen würden, wie aus Spitalskreisen zu vernehmen ist, bestätigt der KAV nicht. Wohl aber, dass in vergangener Zeit immer wieder Kinderärzte aus anderen Spitälern im Krankenhaus Nord aushelfen mussten.
Für Stefan Gara, NeosGesundheitssprecher,
steckten hinter der aktuellen Misere hausgemachte Strukturprobleme: „Die Kinderabteilung ist mit 24 Betten zu klein konzipiert. Es fehlt die kritische Größe, um genügend Personal zu haben, das bei Krankenstand aushelfen kann.“
Gara verweist auf die neu gebaute Kinderklinik im SMZ Süd, deren Intensivbetten wie mehrfach berichtet ebenfalls wegen Personalmangel
nur eingeschränkt genutzt werden können. „Daraus hat man offenbar nichts gelernt“, sagt der Gemeinderat. „Es ist jedenfalls absurd, dass das KH Nord auf seiner Homepage drauf verweist, dass die Patienten in ein anderes Spital gehen sollen.“Er befürchtet, dass es aufgrund der Personalmängel auch zu Problemen in der Ausbildung kommen wird.
Hohe Auslastung
Massive Kapazitätsprobleme ortet auch die Wiener ÖVP. Laut einer Anfragebeantwortung sind für die Kinderabteilung 8.200 Belagstage vorgesehen. Umgerechnet auf die Bettenzahl würde das eine Auslastung von rund 94 Prozent ergeben. Aufgrund der Notwendigkeit starker Vorhalteleistungen sollte diese in der Kinderheilkunde aber nur bei 75 Prozent liegen. „Es ist damit zu rechnen und es ist zu befürchten, dass für einen reibungslosen Ablauf der Kinder- und Jugendheilkunde nicht gesorgt werden kann und weiterhin chaotische Zustände bestehen“, sagt Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec.
Diese Zahlen kann man seitens des KAV nicht nachvollziehen. Die Sprecherin verweist aber darauf, dass man sich bei der Bettenzahl an die Vorgaben des Regionalen Strukturplans Gesundheit (RSG) halten würde.
Kapazitäten
Die Versorgung der Kinder sei jedenfalls nicht gefährdet, betont Richard Gauss, Geschäftsführer des Wiener Gesundheitsfonds: „Wir verfügen in Wien über 353 Betten in der allgemeinen Kinderheilkunde bzw. -chirurgie.“Davon seien am Dienstag 108 Betten frei gewesen. „Es sind also auch mit der Sperre noch genügend freie Kapazitäten in Wien vorhanden.“