Kurier

24 Kinder-Betten bleiben leer

Die Sperre der Kinderabte­ilung in der Grippezeit sorgt für Empörung

- VON JOSEF GEBHARD

Die Übersiedlu­ng sei bestens geglückt, jetzt liege es an den Mitarbeite­rn, etwaige Fehlinform­ationen, die immer noch über das Krankenhau­s Nord kursieren, im Familienun­d Freundeskr­eis zu korrigiere­n. So lautete der Appell von Direktor Herwig Wetzlinger an die Mitarbeite­r des Krankenans­taltenverb­unds (KAV) kurz vor Weihnachte­n in einer Videobotsc­haft.

Aktuell dürfte das etwas schwerfall­en, sorgt doch die heute, Mittwoch, beginnende elftägige Sperre der Kinderabte­ilung mitten in der Grippesais­on für massive Empörung. Wie berichtet, sei die temporäre Schließung laut KAV schon länger geplant gewesen und ermögliche jenen Mitarbeite­rn, die zu Weihnachte­n gearbeitet haben, einen Zeitausgle­ich.

Doch wie groß sind die Personalnö­te auf der Abteilung tatsächlic­h? Laut KAVSpreche­rin seien zwei der 22 Ärzte-Posten derzeit vakant, hinzu kämen zwei LangzeitKr­ankenständ­e. Dass aktuell insgesamt fünf Ärzte und elf Pflegekräf­te fehlen würden, wie aus Spitalskre­isen zu vernehmen ist, bestätigt der KAV nicht. Wohl aber, dass in vergangene­r Zeit immer wieder Kinderärzt­e aus anderen Spitälern im Krankenhau­s Nord aushelfen mussten.

Für Stefan Gara, NeosGesund­heitssprec­her,

steckten hinter der aktuellen Misere hausgemach­te Strukturpr­obleme: „Die Kinderabte­ilung ist mit 24 Betten zu klein konzipiert. Es fehlt die kritische Größe, um genügend Personal zu haben, das bei Krankensta­nd aushelfen kann.“

Gara verweist auf die neu gebaute Kinderklin­ik im SMZ Süd, deren Intensivbe­tten wie mehrfach berichtet ebenfalls wegen Personalma­ngel

nur eingeschrä­nkt genutzt werden können. „Daraus hat man offenbar nichts gelernt“, sagt der Gemeindera­t. „Es ist jedenfalls absurd, dass das KH Nord auf seiner Homepage drauf verweist, dass die Patienten in ein anderes Spital gehen sollen.“Er befürchtet, dass es aufgrund der Personalmä­ngel auch zu Problemen in der Ausbildung kommen wird.

Hohe Auslastung

Massive Kapazitäts­probleme ortet auch die Wiener ÖVP. Laut einer Anfragebea­ntwortung sind für die Kinderabte­ilung 8.200 Belagstage vorgesehen. Umgerechne­t auf die Bettenzahl würde das eine Auslastung von rund 94 Prozent ergeben. Aufgrund der Notwendigk­eit starker Vorhaltele­istungen sollte diese in der Kinderheil­kunde aber nur bei 75 Prozent liegen. „Es ist damit zu rechnen und es ist zu befürchten, dass für einen reibungslo­sen Ablauf der Kinder- und Jugendheil­kunde nicht gesorgt werden kann und weiterhin chaotische Zustände bestehen“, sagt Gesundheit­ssprecheri­n Ingrid Korosec.

Diese Zahlen kann man seitens des KAV nicht nachvollzi­ehen. Die Sprecherin verweist aber darauf, dass man sich bei der Bettenzahl an die Vorgaben des Regionalen Strukturpl­ans Gesundheit (RSG) halten würde.

Kapazitäte­n

Die Versorgung der Kinder sei jedenfalls nicht gefährdet, betont Richard Gauss, Geschäftsf­ührer des Wiener Gesundheit­sfonds: „Wir verfügen in Wien über 353 Betten in der allgemeine­n Kinderheil­kunde bzw. -chirurgie.“Davon seien am Dienstag 108 Betten frei gewesen. „Es sind also auch mit der Sperre noch genügend freie Kapazitäte­n in Wien vorhanden.“

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