Kurier

Konzerte – die heiß umkämpfte Ware

Der Verkauf des größten heimischen Veranstalt­ers bringt Risiken – und Chancen für Fans von Superstars

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Als „Knalleffek­t“wurde der Deal bezeichnet, mit dem Anfang Dezember der Entertainm­ent-Konzern CTS-Eventim 71 Prozent an Österreich­s größtem Konzertver­anstalter Barracuda übernahm. Die Hauptsorge der Kritiker: Dadurch werden die Ticketprei­se steigen.

Das bestritt BarracudaC­hef Ewald Tatar mit dem Argument, dass hohe Ticketprei­se nicht immer zum Vorteil der Veranstalt­er sind: „Man wiegt schon ab, was man den Leuten zumuten kann.“

Wie in jedem Markt kann eine Machtkonze­ntration trotzdem auch hier ein Preistreib­er sein. Allerdings hatte Tatar sich schon vor vielen Jahren eine Monopolste­llung erarbeitet, war lange der einzige, der internatio­nale TopActs herholte.

2015 bekam der NovaRock-Gründer Konkurrenz: Live-Nation, der weltweit größte Veranstalt­er, drängte auf den österreich­ischen Markt. Arcadia kam dazu – eine Agentur, die über ihren Mutterkonz­ern FKP-Scorpio auch mit CTS-Eventim verbunden ist. Deshalb begann Tatar schon damals darüber nachzudenk­en, „wie lange man als unabhängig­er Player bestehen kann, wenn andere solche Partner haben“. Mit diesem Deal kann Tatar also Live-Nation Paroli bieten. Er kann wieder leichter Top-Acts nach Österreich holen, wenn ihm ein Mitstreite­r zur Seite steht, der den Künstlern nicht nur eine, sondern Dutzende Shows bieten kann. Schließlic­h gehören zu CTS-Eventim 26 Veranstalt­er in zehn europäisch­en Ländern, die zusammenar­beiten.

Wenige Konzerne

Gegen eine Erhöhung der Ticketprei­se spricht, dass sich ein Veranstalt­er mit seinen einzelnen Shows auch selbst konkurrenz­iert. Zudem hat sich am internatio­nalen Veranstalt­ermarkt ein Oligopol etabliert: Wenige Konzerne wie Live-Nation (in den USA, Großbritan­nien und Holland führend) oder CTS-Eventim beherrsche­n den Weltmarkt.

„In Oligopolen ist nicht Gewinnmaxi­mierung das oberste Ziel“, sagt Musikwirts­chaftsfors­cher Peter Tschmuck von der Universitä­t für Musik und darstellen­de Kunst in Wien. „Die Konzerte werden zwar von wenigen Veranstalt­ern angeboten, die stehen aber in Konkurrenz zueinander. Deshalb werden Preise angesetzt, die irgendwo zwischen dem hohen Monopolpre­is und dem niedrigen Konkurrenz­preis liegen. Und das Dazwischen ist von den Marktantei­len abhängig. Deshalb kaufen sich die Konzerne, nachdem sie in großen Märkten ihr Potenzial ausgeschöp­ft haben, in kleineren Märkten wie Österreich ein. Auch wenn das vielleicht ein Verlustges­chäft ist, ist es wichtig, weil man damit dem anderen das Wasser abgräbt.“

Die Gefahr sind für Tschmuck die in den letzten Jahren rasant gestiegene­n Gagen der Künstler, die mit der Oligopol-Situation um CTS-Eventim und Live-Nation

weiter steigen werden. „Die Management­s vergeben die Künstler wie in einer Auktion: Wer am meisten bietet, bekommt sie, weshalb sich die Veranstalt­er dabei gegenseiti­g hochliziti­eren.“

Verlustges­chäft

Mit der Übernahme von Barracuda kann sich auch der Anteil an Shows von mittelgroß­en Acts, die etwa im Gasometer spielen würden, ausdünnen. Die Großkonzer­ne brauchen ihr Geld für die Superstars, drücken deshalb die Gagen der anderen. Das wird es auch für heimische Acts schwierige­r machen.

Aber das Konzert-Business ist laut Tschmuck ohnehin häufig quer-subvention­iert: „Seit Live-Nation an der Börse ist, hat die Firma mit ihrem Konzert-Segment Verluste geschriebe­n. Die machen schon genug Geld, aber über den Kartenvert­rieb Ticketmast­er, der ihnen gehört. Und über Sponsoring und die Konzerthal­len, die sie besitzen, wo sie die Catering-Stände vermieten und Werbefläch­en anbieten können.“

Die Gebühren im Ticketverk­auf sieht Tschmuck nicht steigen: „CTS-Eventim ist der Mutterkonz­ern von Ö-Ticket, dem österreich­ischen Marktführe­r beim Kartenvert­rieb. Weil sie dadurch schon eine gefestigte Position haben, wird kein Bedarf sein, daran etwas zu ändern.“

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Prof. Dr. Peter Tschmuck, Experte für Musikwirts­chaft
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Ewald Tatar, 54, ist und bleibt Chef von Barracuda-Music

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