Gelassenheit trotz Drohung aus Teheran
Israel. Mit Raketen von schiitischen Kämpfern hat man Erfahrung; hinter allen stand der Iran
Israel steht seit jeher im Visier des Iran – und jetzt besonders. Sollten die USA auf die iranischen Vergeltungsschläge für die Tötung Qassem Soleimanis ihrerseits mit Vergeltung reagieren, so wären auch Dubai und Israel Ziel iranischer Attacken, warnten die iranischen Revolutionsgarden. Israels Premier Benjamin Netanjahu warnte seinerseits am Mittwoch in klaren Worten vor Versuchen, Israel stellvertretend anzugreifen: „Wer versucht uns anzugreifen, wird einen harten Gegenschlag einstecken müssen.“
Gerade deshalb führt das Mullah-Regime seit Jahrzehnten seine Kriege über Stellvertreter. Wobei es Soleischutzes mani war, der diese Stellvertreter auf geniale Art aufrüstete und aufeinander abstimmte. Zum Krieg unterhalb der Kriegsschwelle. Alle Golfanrainer waren davon betroffen. Ob aus Gaza oder dem Libanon: Keine Rakete schlug in Israel ein, die nicht von Soleimani geliefert oder finanziert war.
Alarm herabgestuft
Trotzdem: In Israel wurde eine nach dem Attentat am 3. Jänner erhöhte Alarmbereitschaft schon nach 24 Stunden wieder herabgestuft. Hoch ist sie in Israel ohnehin ständig, und es sollte ein Signal sein. „Wir sind nur Beobachter am Rande“, erklärte der Chef des Zivildie überraschende Gelassenheit. Wobei gerade er weiß, wie schnell der Rand zur Frontmitte werden kann.
Die Tötung Soleimanis durch US-Raketen signalisierte freilich auch: Niemand garantiert, dass der Einsatz von Stellvertretern direkte Angriffe auf die Drahtzieher in Teheran verhindert. Auch wenn er nicht in Teheran, sondern am Flughafen in Bagdad in die Luft gesprengt wurde. Wobei sich diesmal kaum die Frage stellt, ob der Mossad ihn aufgespürt haben könnte. Es war eine amerikanische Rakete – und die Verräter kamen mit Sicherheit aus den Reihen der irakischen Schiiten. Feinde hatte Soleimani überall, nicht nur in den Ländern, in denen Abertausende durch seine Waffen sterben mussten.
Warnung an Milizen
Israel wird weiter alles tun, einen von Soleimani geplanten „Feuerring“um Israel zu verhindern. Aus dem Libanon könnte die schiitische Hisbollah-Miliz jederzeit mit Raketen schießen, zielgenauer als in früheren Kriegen. Israel aber warnte bereits: Der gesamte Libanon muss dann mit Gegenangriffen rechnen. Auch die Infrastruktur würde in Mitleidenschaft gezogen. Wieder würden unbeteiligte Zivilisten wie in Syrien zu Flüchtlingen.
Furcht vor harten Gegenschlägen haben auch die Hamas-Islamisten im Gazastreifen, sollten sie Israel stellvertretend angreifen.
Israelische Experten gehen jedenfalls davon aus, dass weitere iranische Angriffe sich auf US-Interessen im Irak und den Golf beschränken. Eine Ausweitung der Kämpfe könnte direkte Angriffe der USA auf den Iran provozieren, womöglich noch mit israelischer Unterstützung. Eine Gelegenheit, nukleare Einrichtungen des Iran zu bombardieren. Wovon Netanjahu bislang nur träumen konnte. All das wissen die Mullahs, und sie wissen auch: Einen Krieg haben sie bislang noch niemals gewonnen.