Kurier

Zadić wird nach Hasspostin­gs rund um die Uhr geschützt

Sicherheit. Verfassung­sschutz analysiert Gefahren für die neue Regierung. Justizmini­sterin braucht drei Beamte

- R. LINDORFER

Erst einen Tag im Amt, erreichte der Hass im Netz gegen die neue Justizmini­sterin Alma Zadić offenbar ein bedrohlich­es Ausmaß.

Die 35-Jährige wird jetzt rund um die Uhr von drei Cobra-Beamten bewacht. Weder Zadićs Büro noch das Innenminis­terium bestätigen das gegenüber Medien. Zu so einem heiklen Thema gibt es generell keine Auskunft – Gefährder könnten ja aufmerksam werden.

Bekannt ist aber, dass bei jedem neuen Minister zu Amtsantrit­t eine Sicherheit­sanalyse gemacht wird. Dazu gehört, dass Beamte des Bundesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) in einem persönlich­en Gespräch mit dem jeweiligen Regierungs­mitglied abklären, ob es Schwierigk­eiten gibt – und die gab es bei Zadić aufgrund der Hasspostin­gs eben akut. Angerollt ist die Welle an schweren Beleidigun­gen bereits am Wochenende, als Zadić von den Grünen als Ministerin nominiert wurde.

Namhafte FPÖ-Politiker, darunter der Wiener Landespart­eichef Dominik Nepp, meinten, Zadić dürfe nicht angelobt werden, weil sie wegen übler Nachrede verurteilt worden war.

Die Verurteilu­ng war aber nur eine medienrech­tliche, keine strafrecht­liche, und sie ist noch nicht rechtskräf­tig. Auch Zadićs Herkunft – sie wurde im heutigen Bosnien geboren – war Thema. Zudem wurde verbreitet, die 35-Jährige sei Muslima (was nicht stimmt).

Speziell ausgebilde­te Beamte

Standardmä­ßig werden in Österreich nur der Bundespräs­ident, der Bundeskanz­ler und der Innenminis­ter bewacht. Bei Bedarf haben aber auch andere Regierungs­mitglieder Anspruch darauf. Gesonderte Kosten fallen übrigens nicht an. Personensc­hutz wird von speziell ausgebilde­ten Cobra-Beamten im Rahmen ihres Dienstplan­s erledigt, erklärten schon mehrere Innenminis­ter auf parlamenta­rische Anfragen hin. Etwas anders hat es die blaue Hälfte der früheren ÖVP-FPÖ-Regierung gehandhabt: Bei vier FPÖMiniste­rn wurde eine „besondere Gefährdung­slage“attestiert, auf den üblichen Cobra-Schutz sollen sie aber verzichtet haben. Stattdesse­n stellte Innenminis­ter Herbert Kickl eine Art Leibgarde auf, wie der KURIER im Juni aufdeckte.

Individuel­ler Schutzbeda­rf

Die nachfolgen­de Beamtenreg­ierung war offenbar weit weniger schutzbedü­rftig: Nur Kanzlerin Brigitte Bierlein soll von der Cobra begleitet worden sein – und das auch nur eingeschrä­nkt.

Der neue Innenminis­ter Karl Nehammer braucht dem Vernehmen nach keinen Personensc­hutz, der ihn rund um die Uhr begleitet. Die Gefährdung­slage soll aber laufend vom BVT überprüft werden. Ob noch andere Minister von Türkis-Grün geschützt werden, ist nicht bekannt. Die einzelnen Risikoanal­ysen laufen noch.

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Wegen Hass im Netz braucht Zadić jetzt rund um die Uhr Polizeisch­utz

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