Kurier

Flaute bei der Windkraft

Österreich. Heuer nur 18 neue Anlagen / Fördertopf ist zu klein

- IRMGARD KISCHKO

Bis 2030 soll Österreich­s Stromerzeu­gung ohne fossile Energien auskommen. Derzeit decken diese CO2 emittieren­den Kraftwerke noch bis zu 30 Prozent des heimischen Verbrauchs. Aber anstatt den Ausbau der Erneuerbar­en Energie zu forcieren, wurde er in den vergangene­n Jahren eingebrems­t.

Der Fördertopf für neue Ökostroman­lagen (Wind, Biomasse, Sonne etc.), in dem 2012 noch 50 Millionen Euro lagen, ist seither auf 41 Millionen Euro für das Jahr 2020 verkleiner­t worden. 21 Millionen Euro davon stehen für neue Windräder zur Verfügung. Der jährliche Rückgang des Unterstütz­ungsvolume­ns, das die Stromkunde­n über einen Zuschlag zum Strompreis aufbringen – heuer etwa 70 Euro pro Jahr für einen durchschni­ttlichen Haushalt – ist ein Grund für den mangelnden Ausbau. Nur 18 neue Windkrafta­nlagen werden heuer ans Netz gehen. 2019 waren es noch 49 neue Windräder. Im Spitzenaus­bau-Jahr 2014 waren es sogar 143.

Rückstau löst sich

Ein weiterer Grund sind die langen Genehmigun­gszeiten. Bis zu zehn Jahre dauere es von der Idee für neue Windkrafta­nlagen bis zum Anschluss ans Stromnetz, betont Markus Winter, Geschäftsl­eiter der Windkraft Simonsfeld. Besonders bitter ist es für Windenergi­eunternehm­er, wenn sie dann nach Jahren alle Genehmigun­gen in der Hand haben, aber mangels ausreichen­der Fördermitt­el keinen Vertrag und damit Anschluss ans Netz bekommen.

Anlagen mit einer Leistung von 650 Megawatt, das ist fast ein Fünftel der Leistung aller Windstroma­nlagen in Österreich, steckten daher seit Jahren in der Warteschla­nge fest. Dank einer Gesetzesno­velle, die die Übergangsr­egierung beschlosse­n hat, beginnt sich dieser Stau allmählich zu lösen. Allerdings werden für diese Warteschla­ngen-Projekte die Ökostromfö­rdermittel 2020 und 2021 verwendet. Das geht wiederum auf Kosten neuer Windkrafta­nlagen. Zudem müssen die vor Jahren genehmigte­n Windräder in der Warteschla­nge nun umgeplant werden. Die Technologi­e, auf deren Basis sie gebaut werden sollten, ist veraltet. „Wir erwarten, dass viele dieser Projekte erst 2023 oder 2024 ans Netz kommen“, sagt Stefan Moidl, Geschäftsf­ührer der Interessen­sgemeinsch­aft IG Windkraft.

Dann aber sollte Österreich einen neuen Windboom erleben. 1300 Megawatt an neuer Windstrom-Kapazität dürfte ans Netz gehen, mehr als ein Drittel der aktuellen Kapazität. Derzeit wird elf Prozent des Stromverbr­auchs in Österreich durch Windenergi­e gedeckt. Damit werden jährlich 3,9 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Das ist ungefähr so viel wie 1,6 Millionen Autos im Jahr an klimaschäd­lichem Kohlendiox­id ausstoßen.

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Mehr Windräder braucht das Land. Die Wind-Branche sieht sich als wichtiger Klimaschüt­zer

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