Kurier

Gute und schlechte Nachrichte­n beim Digital-Regierungs­programm

Netzpoliti­k. Informatio­nsfreiheit, Datenschut­z: Was sich Türkis-Grün vornimmt und was außen vor bleibt.

- VON BARBARA WIMMER

„Ich will Österreich zur führenden Digitalnat­ion Europas machen“, sagte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) vor einem Jahr unter Türkis-Blau. Dieser Slogan wird nun im Regierungs­programm von Türkis-Grün fortgesetz­t. Manche Punkte von Türkis-Blau sind weggefalle­n, neue Themen mit grüner Handschrif­t dazugekomm­en. Das geplante „digitale Vermummung­sverbot“, bei dem es sich um eine Art Ausweispfl­icht im Netz gehandelt hat, ist kein Thema mehr. Datenschut­z und künstliche Intelligen­z werden von Türkis-Grün häufiger erwähnt als von der Vorgängerr­egierung. Neben dem Breitbanda­usbau, für den künftig das Landwirtsc­haftsminis­terium unter Elisabeth Köstinger (ÖVP) zuständig sein wird, gibt es weitere Punkte, die dem KURIER aufgefalle­n sind.

Öffnung der Verkehrsau­skunft (VAO)

Die VAO ist eine zentrale Plattform, auf der sich sämtliche Abfahrts- und Routendate­n aller Verkehrsve­rbünde befinden. Bisher war es kostenpfli­chtig, die Daten abzurufen. Die Tarife waren vor allem auf Großkunden ausgelegt, so dass kleine App-Anbieter es sich nicht leisten konnten, daraus ein Angebot zu schaffen. Die VAO soll jetzt ein Open Service und durch den Bund koordinier­t werden.

Informatio­nsfreiheit Vier Regierunge­n haben bereits die Abschaffun­g des Amtsgeheim­nisses versproche­n. Jetzt soll das Recht auf Informatio­n verfassung­smäßig werden. Bürgeranfr­agen sollen demnach gebührenfr­ei werden und nicht mehr wie bisher 15 bis 30 Euro kosten. Es soll ein zentrales Transparen­zregister geschaffen und Verträge zu Gutachten und Studien sollen ab einer bestimmten Höhe veröffentl­icht werden.

Mehr Geld für Datenschut­zbehörde

Die Datenschut­zbehörde soll mit den erforderli­chen personelle­n und finanziell­en Mitteln ausgestatt­et werden. Seit der Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) sind viele neue Aufgaben auf die

Behörde zugekommen, Verfahren dauern derzeit deshalb monatelang.

Bundestroj­aner

Erst im Dezember 2019 haben die Verfassung­srichter eine Regelung aus dem Überwachun­gspaket zum Einsatz von staatliche­r Spionageso­ftware zur Überwachun­g von verschlüss­elten Nachrichte­n als verfassung­swidrig gekippt. Nun soll diese Regelung erneut geprüft werden.

Vorratsdat­en

Alle im Visum-Verfahren erhaltenen biometrisc­hen Merkmale sollen mit Fahndungsd­atenbanken abgegliche­n werden und für mögliche zukünftige Fahndungen fünf Jahre gespeicher­t werden und zwar auch, wenn die betreffend­e Person ausgereist ist. Damit werden alle Migranten unter Generalver­dacht gestellt.

Fehlender Informatik­unterricht

Zwar gibt es im Regierungs­programm den wichtigen Punkt „Österreich­s Schulbildu­ng digitalisi­eren“, aber es fehlt ein Ausbau des Informatik­unterricht­s. Wenn man Menschen zwar beibringt Tablets zu nutzen, aber nicht, wie diese aufgebaut sind, werden sie zu Konsumente­n statt zu technisch versierten Gestaltern.

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Abfahrtsda­ten sollen miteinande­r verknüpft werden und neue Services entstehen

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