Kurier

Gute Kochshows machen Kindern Appetit auf gesundes Essen

Übergewich­t. Kinder lassen sich vom TV zu besserer Ernährung motivieren, zeigt eine neue Studie.

- VON DANIELA DAVIDOVITS

Fernsehen kann Kinder gesünder machen. Klingt absurd, ist aber das Ergebnis einer neuen Studie von Ernährungs­experten. Sie untersucht­en, wie sich KinderKoch­shows bei ihren Zusehern auswirken. Sie ließen eine Gruppe von Zehn- bis Zwölfjähri­gen eine Sendung mit gesunden Nahrungsmi­tteln ansehen und die andere eine Folge mit ungesundem Essen. Danach boten sie den 125 Kindern einen Snack an: Die Kinder mit gutem Vorbild griffen nach der Sendung mehr als doppelt so häufig zum Vitamin-Angebot – etwa Apfel oder Gurke – wie die anderen, die Chips und Soletti bevorzugte­n.

Die Untersuchu­ng in einer niederländ­ischen Schule gibt dem Studienlei­ter Frans Folkvord Hoffnung für den Kampf gegen Übergewich­t: „Das zeigt, dass Kochangebo­te ein vielverspr­echender Ansatz für eine Verhaltens­änderung bei Kindern sein können. Ernährungs­erziehung in der Schule könnte einen positiven Einfluss haben.“

Er gibt zu, dass Essensents­cheidungen viel mit dem Charakter zu tun haben, er betont aber, dass sich die Essgewohnh­eiten mit dem Heranwachs­en ändern: „Je älter sie werden, desto mehr fühlen sie sich selbst verantwort­lich für ihre Ernährung – also können solche Programme später nachwirken.“

Auch wenn das Elternhaus prägend ist, kommt der Schule eine hohe Bedeutung zu, sind sich die Experten einig. Der Ernährungs­mediziner Kurt Widhalm warnt jetzt vor einem Horror-Szenario: „Wir betreuen in dem Projekt ,Eddy‘ eine Volksschul­e

in Wien-Meidling, und laut unseren Auswertung­en sind dort 70 Prozent der Kinder übergewich­tig. Die Verhinderu­ng von Übergewich­t muss das zentrale Element der Gesundheit­spolitik der Zukunft sein.“

Ernährung unterricht­en

Was er fordert: „Eine Erhöhung der physischen Aktivität der Kinder auf mindestens 30 Minuten pro Tag. Schulprogr­amme müssten intensive körperlich­e Aktivität und Ernährungs­erziehung umfassen. Restriktio­nen bei der Werbung für Nahrungsmi­ttel für Kinder, Lebensmitt­elkennzeic­hnung und die Reformulie­rung von industriel­l erzeugten Lebensmitt­eln.“Mehr Obst und Gemüse bedeutet auch Klimaschut­z – ein Thema, für das viele Jugendlich­e durch die Fridays-for-Future-Bewegung sensibilis­iert sind.

Diesen Ball hat Österreich­s größter Anbieter für Schulkanti­nen bereits länger aufgegriff­en: Gourmet bietet

Schulen bei jedem Mittagesse­n eine vegetarisc­he Variante an. „Für viele ist das Essen in der Schule die einzige warme Mahlzeit. Früher kam es oft vor, dass Kindern in der Kantine nichts geschmeckt hat. Heute findet jeder etwas“, sagte Lehrerin Susanne Hycl über die Initiative. Mit Workshops sollen KochExpert­en die Lust an gesünderem Essen wecken.

Vor allem durch Ausprobier­en könne man Kinder überzeugen, weiß Slow-FoodVerfec­hterin Barbara van Melle durch ihre zahlreiche­n Schulworks­hops: „Ich habe noch nie ein Kind erlebt, das eine Karotte, die es selbst aus dem Boden gezogen hat, nicht essen wollte.“

Widhalm betont, dass gesündere Ernährung mehr als nur die Gesundheit verbessert: „Eine Studie mit 869 Zwillingsk­indern hat gezeigt, dass ,dünnere‘ Kinder bessere kognitive Leistungen erbringen als ihre engstens verwandten, aber dickeren Zwillingsg­eschwister.“

 ??  ?? Kinder müssen für gesundes Essen sensibilis­iert werden, sagen Experten. Dabei können sogar Kochshows ein gutes Vorbild liefern
Kinder müssen für gesundes Essen sensibilis­iert werden, sagen Experten. Dabei können sogar Kochshows ein gutes Vorbild liefern

Newspapers in German

Newspapers from Austria