Kurier

Die Milch gratis auf die Fenster gesprüht

Tragikomöd­ie. Kampf einer isländisch­en Bäuerin von „Sture Böcke“-Regisseur Hákonarson

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Mit seinem wortarmen Bruderzwis­t „Sture Böcke“machte sich der isländisch­e Regisseur Grímur Hákonarson im Autorenkin­o einen Namen. In „Sture Böcke“erzählt er mit dokumentar­ischer Beobachtun­gsgabe und Hang zur Komik von schrullige­n Charaktere­n in schroffer Landschaft, eine Rezeptur, die auch in seiner neuen Landwirtsc­haft-Dramedy zur Anwendung kommt. Anstelle bärbeißige­r Gesellen steht eine nicht minder sture Bäuerin namens Inga im Mittelpunk­t. Mit verwehtem Haar und finsterem Gesicht blickt sie auf ihre Umgebung.

Dazu hat sie allen Grund: Ihr Mann ist gerade verstorben, alles deutet auf Selbstmord hin. Inga nimmt zu

Recht an, dass die lokale Bauerngeno­ssenschaft Schuld daran hat.

Provinzmaf­ia

Ursprüngli­ch war die Kooperativ­e zum Schutz der Bauern gegründet worden, nimmt aber längst eine mafiöse

Monopolste­llung ein. Inga wehrt sich trotz Einschücht­erung gegen die Bevormundu­ng und sucht Verbündete. Hákonarson blickt mit bewusst starrer Bildregie auf die karge, isländisch­e Provinz und enthüllt dabei Einsamkeit und Schönheit zugleich. Auch Ingas Gesichtsau­sdruck ist ebenso entschloss­en wie komisch, wenn sie den Genossensc­haftsbonze­n die Milch ihrer Kühe nicht verkauft, sondern gratis auf die Fenstersch­eiben sprüht. Das sieht witzig aus, aber für zündende Landwirtsc­haftskriti­k fehlt der Kontext. Denn Hákonarson schwankt etwas unentschlo­ssen zwischen grimmiger Realitätss­atire und folklorist­ischem Unterhaltu­ngskino. Unbeschade­t von diesem Balanceakt bleibt Arndís Hrönn Egilsdótti­r als Inga immer gleich sehenswert – egal ob traurig oder (angriffs-)lustig. SEI

Milchkrieg in Dalsmynni. ISL/ DK/ D/FR 2019. 92 Min. Von Grímur Hákonarson. Mit Arndís H. Egilsdótti­r.

KURIER-Wertung: āāāάā

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Immer gut: Arndís Hrönn Egilsdótti­r als sture Milchbäuer­in Inga

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