Verdacht auf Abschuss von Flugzeug erhärtet
USA und Kanada glauben an iranische Rakete
Boeing 737. Am Mittwoch war es noch eine Vermutung, gestern wurde der Verdacht immer lauter ausgesprochen: Das ukrainische Passagierflugzeug, das in der Nacht auf Mittwoch nahe Teheran mit 176 Personen an Bord abgestürzt ist, dürfte von einer iranischen Flugabwehrrakete abgeschossen worden sein. Die Rakete war offenbar
„scharf“im Zuge der Auseinandersetzungen des Iran und der USA – Teheran rechnete nach den Raketen auf US-Basen mit Gegenschlägen aus der Luft. US-Präsident Donald Trump, Kanadas Premier Justin Trudeau und andere teilten gestern die Abschusstheorie. Die AUA strich umgehend alle Flüge nach Teheran.
Spekuliert wurde darüber schon am Mittwoch, tags darauf schien es Gewissheit: Die ukrainische Passagiermaschine, die Mittwochfrüh von Teheran nach Kiew fliegen wollte, dürfte nicht wegen eines technischen Defekts abgestürzt sein, sondern von einer iranischen Luftabwehrrakete getroffen worden sein. 176 Menschen an Bord starben.
Trump: „Habe Verdacht“
Das berichten jedenfalls mehrere Medien unter Berufung auf US-Geheimdienste. Auch der amerikanische Präsident Donald Trump schien am Donnerstag fest von dieser Theorie überzeugt zu sein: „Ich habe einen Verdacht“, sagte er im Weißen Haus, „ich will das nicht sagen, weil andere Menschen auch diesen Verdacht haben. Es ist eine tragische Angelegenheit.“Und weiter: „Jemand könnte einen Fehler gemacht haben.“Kanada und Großbritannien gehen ebenfalls von einem Abschuss aus.
Zu den Indizien: Laut dem US-Fernsehsender CBS haben amerikanische Geheimdienste Signale eines eingeschalteten Radars einer iranischen Flugabwehr aufgefangen. Das wäre durchaus logisch, hatte das Regime in Teheran doch davor Militärstützpunkte im Irak angegriffen, die auch von US-Einheiten genützt werden. Die Mullahs dürften sich auf Gegenschläge eingestellt haben. Unmittelbar nach Empfang dieser Signale hätten US-Satelliten auch den Start zweier Boden-Luft-Raketen registriert. Wenig später ist die Boeing 737-800 nur wenige Kilometer vom Flughafen von Teheran auf dem Boden zerschellt.
Die Bildzeitung hatte bereits bald nach dem Crash Bilder gezeigt, die Teile einer russischen Flugabwehr-Rakete des Typs 9M330 zeigen sollen, die in unmittelbarer Nähe der Absturzstelle gefunden worden sein sollen. 29 dieser Waffensysteme hatte der Iran im Jänner 2018 erhalten. Diese Bilder sind von einem Exiliraner über soziale Medien verbreitet worden, er selbst habe sie von einem Freund via WhatsApp erhalten.
Weitere Anzeichen dafür, dass das Luftfahrzeug abgeschossen wurde: Die Kommunikation brach abrupt ab, die Datenübertragung ebenso, es wurde kein Notruf abgesetzt. Zudem gibt es auf Twitter ein Video, das die brennende Maschine zeigen soll, die wie ein Feuerball Richtung Boden rast – das hieße: Die Explosion hat sich bereits in der Luft ereignet und nicht erst beim Aufprall. Zudem weisen einige Wrackteile kleine Löcher und Risse auf, die von dem Treffer der Rakete stammen könnten.
Der Luftfahrt-Experte und Ex-Air-Berlin-Chef Joachim Hunold zur Bild: „Meines Erachtens ist es sehr unwahrscheinlich, dass es sich um irgendeine technische Störung handelt.“Misstrauisch macht den 70-Jährigen auch das Verhalten der iranischen Behörden. „Es ist natürlich erstaunlich, dass sie schon frühzeitig von einem technischen Vorfall sprachen. Das wäre für mich verfrüht, da es überhaupt noch keine Untersuchungsergebnisse gibt.“
AUA streicht Teheran
Nach der jüngsten Wendung fliegt die AUA Teheran vorerst nicht an. Eine bereits auf dem Weg befindliche Maschine kehrte gestern wieder um.