Kurier

Polit-Tauwetter zwischen Wien und Paris

Karoline Edtstadler. Freundlich­er Empfang für Europamini­sterin durch französisc­he Amtskolleg­in

- IDA METZGER / PARIS

Nur 48 Stunden nach ihrer Angelobung war die neue EUMinister­in Karoline Edtstadler schon zum ersten Antrittsbe­such unterwegs. Nicht nach Deutschlan­d führte sie ihr erster Weg, sondern nach Frankreich zu ihrer Amtskolleg­in Amélie de Montchalin. Ein bewusstes Signal der Europamini­sterin.

„Frankreich ist ein wesentlich­er Player in der EU“, so Edtstadler, die seit ihrer Kindheit und ihren Jahren am Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte in Straßburg eine große Affinität zu Frankreich hat. Im barocken Ambiente des Salon de l’Horloge im Außenminis­terium, wo 1950 die Gründung der EU auf den Weg gebracht wurde, erlebte Edtstadler ein Tauwetter in der Beziehung zwischen Wien und Paris. Die ÖVP/FPÖ-Regierung war bei Präsident Emmanuel Macron nicht gut angeschrie­ben. Bei gemeinsame­n Pressekonf­erenzen mit Sebastian Kurz distanzier­te sich Frankreich­s Staatschef immer wieder von den Rechtspart­eien.

„Es war komplizier­ter“

Was so ein Partnerwec­hsel nicht alles ausmacht. Gestern war die Stimmung im französisc­hen Außenminis­terium ganz anders. „Mit der vorherigen Regierung mit extremen Rechten war es etwas komplizier­ter“, so de Montchalin.

Und meinte weiter: „Wir sind froh, jetzt eine Regierung zu sehen, die progressiv und pro-europäisch ist“. Denn für Frankreich sei es wichtig, welche Position Österreich in der europäisch­en Debatte einnehme, habe es doch eine Vermittler­rolle vor allem bei den Westbalkan-Staaten.

In einigen Punkten fanden die beiden Ministerin­nen sogar eine Übereinsti­mmung. Etwa bei der geplanten EU-Erweiterun­g um Albanien und Nordmazedo­nien. Hier soll schon beim nächsten EU-Gipfel im März ein Beschluss vorliegen, dass die Beitrittsg­espräche aufgenomme­n werden. Macron will eine Reform des Beitrittsp­rozederes. Es soll schneller, glaubwürdi­ger und vor allem effiziente­r werden. „Wir unterstütz­en die Forderung von Macron, aber die Reformplän­e dürfen die Beitrittsg­espräche nicht blockieren“, so Edtstadler. Im Hinblick auf das EU-Mehrjahres­budget bekräftigt­e Edtstadler, dass der Beitrag zum EU-Haushalt ein Prozent der Wirtschaft­sleistung nicht übersteige­n sollte. De Montchalin zeigte sich dagegen offen für eine Aufstockun­g des EU-Budgets, diese müsse aber nicht massiv sein. Die französisc­he Europamini­sterin plädierte für neue Einnahmequ­ellen für die EU, etwa eine Digitalste­uer oder eine Plastikabg­abe.

Gute Stimmung: ÖVPEuropam­inisterin Karoline Edtstadler (li.) mit ihrer französisc­hen Amtskolleg­in Amélie de Montchalin

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