Jung, selbstständig, in Watte gepackt: Was die Regierung für Gründer plant
Jungunternehmen. Türkis-Grün greift Start-ups kräftig unter die Arme, senkt die Kapitalhürden und verteilt Steuerzuckerl.
Wer in Österreich den Weg in die Selbstständigkeit plant, sieht rosigen Zeiten entgegen. Jungunternehmer werden von der neuen Regierung regelrecht in Watte gepackt, zeigt ein Blick ins Regierungsprogramm von Türkis-Grün. Darin findet sich die Wunschliste der Jungen Wirtschaft und der heimischen Start-up-Szene fast vollinhaltlich übernommen.
Entsprechend groß ist die Freude in der Jungen Wirtschaft, der Jungunternehmer-Lobby der Wirtschaftskammer. „Das Regierungsprogramm ist ein Turbo für den Optimismus der jungen Selbstständigen“, frohlockt Vorsitzende Christiane Holzinger, die 120.000 junge Unternehmen vertritt. Der KURIER nahm die wichtigsten Vorhaben unter die Lupe:
Gründung light
Um die Gründungsdynamik anzukurbeln, sollen die Hürden für Kapitalgesellschaften weiter fallen. Geplant ist ein Comeback der „GmbH light“. Für die Gründung einer GmbH soll ein Mindeststammkapital von 10.000 Euro statt bisher 35.000 Euro ausreichen. Für innovative Start-ups im internationalen Wettbewerb soll überhaupt eine neue Gesellschaftsform („EU Limited“) kommen. Ziel ist eine „unbürokratische Gründung“mit
! digitalen Behördenwegen, Englisch als Amtssprache und Stammkapital-Ansparmodellen“. Hintergrund sind zunehmend grenzüberschreitende Gründungen.
Wer ist selbstständig? Bei der schwierigen Abgrenzung zwischen Selbstständigkeit und Anstellung soll es mehr Rechtssicherheit geben. Geplant ist ein einheitlicher Dienstnehmerbegriff im Sozialversicherungsund Steuerrecht sowie mehr Entscheidungsfreiheit der Betroffenen durch ein „Recht auf Selbstständigkeit“. Eher in Richtung Arbeitnehmer geht es hingegen bei der sozialen Absicherung. Hier sind Verbesserungen, insbesondere in der Startphase der Selbstständigen, geplant.
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Kontroll-„Schonfrist“Bei Betriebsübergaben soll eine zweijährige „grace period“(zu Deutsch: Über
! gangsfrist) eingeführt werden, in der Unternehmen vor Betriebsprüfungen geschützt werden sollen. Die Junge Wirtschaft hält eine solche Schonfrist für gerechtfertigt, damit die Übernehmer Umund Nachrüstungen im übernommenen Betrieb vornehmen können. Weiters sollen neue Technologien und Geschäftsmodelle im unregulierten Umfeld erprobt werden können (Regulary Sandboxes).
Heimarbeitsplatz
Da in Zeiten zunehmender Digitalisierung Beruf und Privatleben immer mehr verschmelzen, soll der Arbeitsplatz zu Hause leichter steuerlich absetzbar werden. Die derzeit dafür nötigen Voraussetzungen „Mittelpunkt der Erwerbstätigkeit“und „ausschließliche berufliche Nutzung“sollen fallen und eine Pauschalierung angestrebt werden. Holzinger
! rechnet mit einer raschen Umsetzung: „Eine einfache Verordnung reicht aus.“
Mehr Risikokapital Gleich ein ganzes Maßnahmenbündel soll mehr privates Risikokapital aus dem In- und Ausland in die heimische
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Vorsitzende Junge Wirtschaft Start-up-Szene spülen. Erreicht werden soll das mit De-Regulierung etwa bei der Prospektpflicht sowie steuerlichen Anreizen. So sollen Anschub- und Wachstumsfinanzierungen für innovative Start-ups bis zu 100.000 Euro steuerlich absetzbar sein. Weiters sollen auch Pensions- und Vorsorgekassen in Start-ups und KMU investieren können. „Wichtig ist, dass das Kapital im Land bleibt“, meint Holzinger. Sie hofft nun auf eine rasche Umsetzung der Maßnahmen.
Gemäß des aktuellen Konjunkturbarometers der Jungen Wirtschaft braucht es derzeit gar keine größere Anschubhilfe. Die Stimmung ist gut, immerhin 39 Prozent der 1.080 befragten Jungunternehmen erwarten heuer eine bessere Ertragslage, nur 17 Prozent eine Verschlechterung. Auch die Investitionsbereitschaft ist weiter auf einem hohen Niveau.
Batteriehersteller Varta baut 220 Stellen ab
Der deutsche Batteriehersteller Varta streicht in der vor kurzem von Energizer zurückgekauften VerbraucherSparte bis Ende des Jahres 220 Stellen. Das sei die Folge der Konzentration auf das Haushaltsbatterien-Geschäft, die mit der Aufgabe von Dienstleistungen, etwa für Hausgeräte, für den ehemaligen Eigner Spectrum Brands verbunden sei, erklärte Varta. Im Geschäft mit Lithium-Ionen-Batterien für kabellose Kopfhörer entstünden dagegen wegen der großen Nachfrage „in naher Zukunft“in Deutschland mehrere hundert neue Arbeitsplätze, die „soweit möglich“mit den vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeitern besetzt werden sollten. Die Aktie, die am Mittwoch einen Kurssturz von mehr als 20 Prozent erlitt, erholte sich gestern wieder.
Tesla ist mehr wert als GM und Ford zusammen
Tesla ist an der Börse erstmals mehr wert als die beiden größten US-Autobauer General Motors und Ford zusammen. Die Aktie des Elektroauto-Pioniers stieg am Mittwoch auf ein Rekordhoch. Der Kurs konnte sich in den vergangenen drei Monaten mehr als verdoppeln. Damit erreichte der Konzern eine Marktkapitalisierung von rund 89 Milliarden Dollar. Das sind zwei Milliarden mehr als GM und Ford zusammen, die auf einen Börsenwert von 50 bzw. 37 Mrd. Dollar kommen. Beim Absatz liegt Tesla allerdings weit hinter den beiden Rivalen zurück. Während GM und Ford im Vorjahr je mehr als zwei Mio. Fahrzeuge allein in die USA auslieferten, kommt Tesla weltweit lediglich auf 367.500 Autos. Angetrieben wird der Höhenflug der Aktie von einem überraschenden Gewinn im dritten Quartal, der Eröffnung einer neuen Fabrik in China und ermutigenden Auslieferungen im vierten Quartal.
„Das Regierungsprogramm ist ein Turbo für den Optimismus der Selbstständigen.“