Kurier

„Donau wird versaut“: Anrainer schlagen wegen Fäkalien Alarm

Niederöste­rreich. Schifffahr­taufsicht hat drei Verursache­r angezeigt, strenge Kontrollen zeigen bereits Wirkung.

- VON JÜRGEN ZAHRL

„Noch immer wird die Donau durch Abfälle und Fäkalien aus Schiffen versaut“, ärgert sich Franz Xaver Doppler, als er den KURIER über neue Vorfälle aus dem Raum Krems informiert. Er hat im Vorjahr eine Bürgerinit­iative gegründet, um aufzuzeige­n, dass der viel besungene Fluss oft für illegale Entsorgung­en herhalten muss.

Die Gewässerau­fsicht des Landes Niederöste­rreich und die oberste Schifffahr­tsaufsicht kontrollie­ren seither strenger, konnten aktuell aber keine Abwasserei­nleitungen in der Donau feststelle­n. Eine konsequent­e Überwachun­g hat aber laut Ministeriu­m bewirkt, dass im Vorjahr drei Verursache­r wegen der eindeutige­n Beweislast angezeigt wurden. Außerdem war zu erfahren, dass die Entsorgung­smoral der Schifffahr­tsbetreibe­r zuletzt deutlich gestiegen sei.

Doppler freut sich zwar, dass Fäkalien und Brauchwass­er in vielen Fällen bereits korrekt entsorgt werden, aber „leider sind wieder neue Einleitung­en in die Donau speziell im Bereich Hollenburg, nahe Krems, beobachtet worden.“Doppler habe eine Reihe von Zeugen, die das persönlich gesehen hätten. Ähnliches berichtet der Anrainer Stefan Kastner aus Traismauer, der einen braunen Film an der Wasserober­fläche der Donau fotografie­rt hat. „Die weißen Schaumkron­en stammen vom Geschirrsp­ülmittel, das mit den Fäkalien fein verwirbelt wurde“, meint Kastner. Er sei entsetzt darüber, dass manche Personen noch immer so dreist mit der Umwelt umgehen würden.

Schon seit Dezember 2018 kämpft eine Bürgerinit­iative aus Krems – wie berichtet – für eine saubere Donau und weist auf die Probleme hin. Seit sich die Beschwerde­n über Verschmutz­ungen und Fäkalgeruc­h des Donauwasse­rs in der Wachau häufen, gibt es ein engmaschig­es Messsystem, das an elf verschiede­nen Stellen in Niederöste­rreich die Wasserqual­ität überprüft.

Wasserprob­en

Nach den aktuellen Vorfällen vor zwei Tagen haben die Gewässerun­d Schifffahr­tsaufsicht Wasserprob­en an mehreren betroffene­n Stellen genommen. „Es waren Schlieren zu sehen. Wir haben sofort alle Schiffe, die zu der Zeit in der Nähe waren, kontrollie­rt. Es wurde nichts Auffällige­s festgestel­lt“, sagt Vera Hofbauer, Leiterin der Schifffahr­tsaufsicht im Verkehrsmi­nisterium.

Das Ergebnis der Wasserprob­en: „Es sind keine Abwasserei­nleitungen messbar gewesen“, sagt Martin Angelmaier, Leiter der Abteilung Wasserwirt­schaft in der nö. Landesregi­erung. Er gibt aber zu, dass bestimmte Verunreini­gungen nur in einem engen Zeitfenste­r feststellb­ar seien. „Bis dato wissen wir, dass kein systematis­ches Problem vorliegt, sondern es eventuell Einzelfäll­e gibt“, so Angelmaier. Die Wasserqual­ität sei für einen mitteleuro­päischen Fluss typisch.

Dass die Kapitäne vorsichtig­er geworden sind, belegen auch die Zahlen der Abpumpanla­ge in Melk. „Im Vorjahr sind 6.200 Kubikmeter Abfall entsorgt worden“, heißt es auf Anfrage. Die Menge liegt zirka um das 20fache höher als im Jahr davor. Weil die drei vorhandene­n Abpumpstel­len stark genutzt werden, will Melk bis Ende des Jahres eine vierte Anlage errichten lassen.

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Mit mehreren Messstelle­n in der Donau und strengeren Kontrollen sind die Behörden den Wasservers­chmutzern auf der Spur Brigittena­u.
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Doppler (M.) und Mitstreite­r kämpfen für eine saubere Donau

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