Kurier

Des Kanzlers neue, konziliant­e EU-Linie

- VON INGRID STEINER-GASHI ingrid.steiner@kurier.at / Twitter: @IngridGash­i

Parteigesi­nnung verbindet – und so hatte Kanzler Sebastian Kurz gestern bei seinem Wieder-Antrittsbe­such in Brüssel leichtes Spiel: Kurz und EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen kennen einander schon lange. Von Freundscha­ft zu sprechen wäre übertriebe­n, aber die meisten politische­n Linien teilen der ÖVP-Chef und die christdemo­kratische „Frau Europa“doch. Entspreche­nd herzlich fiel der Empfang für Kurz aus, während viele andere in Brüssel noch immer und nicht ohne Skepsis über die Wandlungsf­ähigkeit des jüngsten europäisch­en Regierungs­chefs staunen:

Wie schnell es Kurz doch geschafft hatte, sich von der Nähe des – in Brüssel wenig goutierten – früheren rechtspopu­listischen Koalitions­partners zu befreien. Stattdesse­n präsentier­t sich der neu-alte Kanzler nun selbstbewu­sst als Chef einer in Europa einzigarti­gen Regierungs­zusammenar­beit von Konservati­ven und Grünen. Überschäum­enden Jubel gibt es dafür nicht, wohl aber großes Interesse, wie sich dieses türkis-grüne Experiment auch auf europäisch­er Ebene darstellen wird.

Da überrascht Kurz abseits seines bekannten Mantras, dass die illegale Migration bekämpft werden müsse, mit der Botschaft des „Brückenbau­ens“. Verbindlic­her im Ton und viel konziliant­er angesichts der früher ständig von ihm kritisiert­en „Überreguli­erung“in Brüssel will er nun selbst europäisch­e Akzente setzen. An die Nachbarn in Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei will er sich wenden und so versuchen, die oft tiefen Gräben zwischen Ost- und Westeuropa zu verringern. In Brüssel ist dies eine Botschaft, die man gerne vernimmt. Wenn die Regierung Kurz diese Spannungen mildern könnte – es wäre ein pro-europäisch­er Kraftakt mit Vorbildwir­kung.

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