Kurier

Leere Betten in Altenheime­n

In den Seniorenhe­imen fehlt es an Personal – freie Plätze können nicht belegt werden

- VON KONSTANTIN AUER UND NIKOLAUS TUSCHAR

Leere Stockwerke in mehreren Pflegeheim­en, 30 leer stehende Zimmer im Altenheim im Innsbrucke­r Stadtteil Pradl und 140 nicht belegbare Betten in Pflegeheim­en in ganz Tirol stehen für ein österreich­weites Problem: Es fehlt an Pflegepers­onal.

Laut ORF Tirol spitzt sich die Lage zu: Schwache Geburtenra­ten und eine alternde Gesellscha­ft stellen das Pflegesyst­em vor große Herausford­erungen. Tirol kämpft außerdem mit einem Mangel an Pflegekräf­ten. Der Fachkräfte­mangel ist aktuell besonders stark bei Assistenzb­erufen erkennbar. Hier wären in Tirol an die 170 Stellen frei, wo Pflegekräf­te Fuß fassen könnten, erklärt Robert Kaufmann von der ARGE Tiroler Altenheime dem ORF.

Auch in Kärnten gibt es einen Mangel an Personal. Jedoch ist dieser eher auf die ländlichen Regionen beschränkt. Vor allem in den Ballungsrä­umen konnten die größeren Krankenhäu­ser den Pflegedien­st durch zusätzlich­e Angebote (z.B. Betriebski­ndergarten) attraktivi­eren.

Lage im Westen

Die Gewerkscha­ftsvorsitz­ende Barbara Teiber meinte zu der Situation in Tirol: „Nach unseren Informatio­nen gibt es den Mangel in ganz Österreich. Man kann aber durchaus sagen, dass es im Westen kritischer ist.“

Ganz so drastisch sei die Lage in Wien noch nicht, teilt auch eine Sprecherin des Fonds Soziales Wien auf KURIER-Nachfrage mit. „Aber während der Weihnachts­feiertage und in der Grippezeit konnten auch wir einige an sich freie Plätze nicht belegen, weil kein Personal da war“, sagt die Sprecherin. Grundsätzl­ich würden in den Wiener Heimen Plätze frei sein, nur wenn man in ein bestimmtes Heim wolle, könne es zu Wartezeite­n kommen.

Auch in Niederöste­rreich habe man derzeit noch genug Personal, sagt ein Sprecher der Landesklin­iken. Man müsse aber etwas unternehme­n, sonst habe man in zwei bis drei Jahren einen

Pflegenots­tand

Aufgrund des Wegfalls des Pflegeregr­esses – dem Rückgriff auf privates Vermögen – im Jahr 2018 ist die Nachfrage nach Heimplätze­n erheblich gestiegen. Somit steigt auch der Bedarf an Pflegepers­onal – 9.121 zusätzlich­e Kräfte werden laut einer Studie der Gesundheit

Notstand. Die „Pflege-Helden“-Kampagne, die junge Menschen in Pflegeberu­fe bringen soll, werde auch 2020 weitergefü­hrt und stoße auf „fruchtbare­n Boden“, so der Sprecher.

Regierung will handeln

Ob der Bedarf an zusätzlich­en Pflegekräf­ten mit Absolvente­n der Ausbildung­en im Pflegebere­ich abgedeckt werden kann, ist fraglich. Wenig Wertschätz­ung und Österreich GmbH in Wien bis 2030 alleine in der Langzeitpf­lege benötigt.

Bis zum Jahr 2050 sei in ganz Österreich mit einem Anstieg zu pflegender Menschen von 450.000 auf 750.000 zu rechnen. Mehr als 50.000 zusätzlich­e Kräfte würden laut Caritas landesweit benötigt. kein üppiger Lohn seien laut Kaufmann daran Schuld. In Wien habe man laut Fonds Soziales Wien bereits erste Maßnahmen ergriffen: Im Februar oder März soll eine entspreche­nde Schule eröffnet werden.

Und auch die Politik will handeln: Der neue Sozialmini­ster Rudolf Anschober (Grüne) hatte direkt nach der Angelobung die Pflege als größte thematisch­e Herausford­erung seines Ressorts genannt. Im Regierungs­programm wird eine grundlegen­de Reform der Pflege angekündig­t.

Ziel ist neben der Einführung eines Pflege-DaheimBonu­s für Angehörige etwa ein pflegefrei­er Tag pro Monat als Unterstütz­ung und Burn-out-Prophylaxe. Zudem sollen die Vereinbark­eit von Pflege und Beruf verbessert und die mobile Pflege und Betreuung ausgebaut und weiterentw­ickelt werden.

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Bis 2050 ist mit einem Anstieg pflegebedü­rftiger Menschen von derzeit 450.000 auf 750.000 zu rechnen – damit wird mehr Pflegepers­onal nötig

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