Kurier

Ruck fordert Aus für Parkpicker­l-Chaos

Walter Ruck über Türkis-Grün, seine Koalitions­wünsche für Wien – und sein eigenes Wahlziel

- VON CHRISTOPH SCHWARZ

Seit 2014 ist der Wiener Wirtschaft­skammer-Chef Walter Ruck im Amt – im März stellt er sich der Wiederwahl.

KURIER: Der Wirtschaft­sflügel der ÖVP sah die Koalition mit den Grünen skeptisch. Nach der Lektüre des Regierungs­programms: Kann das funktionie­ren?

Walter Ruck: So groß war die Skepsis nicht. Und es finden sich viele Punkte in dem Programm, mit denen wir sehr zufrieden sind und die – im Übrigen – langjährig­e Forderunge­n des Wirtschaft­sbunds waren. Weniger Bürokratie, Fortführun­g der Steuerrefo­rm, Senkung der Körperscha­ftssteuer.

Anderes, etwa die Einführung einer CO2-Steuer, könnte die Wirtschaft treffen. Der Magna-Chef hat unlängst bereits mit einer Abwanderun­g ins Ausland gedroht.

Diese Punkte sind sehr vage gehalten. Darüber jetzt etwas zu sagen, wäre Kaffeesudl­esen. Ich möchte der Regierung einen Vertrauens­vorschuss geben und gehe davon aus, dass sie die Punkte bald konkretisi­ert. Dann ist der Zeitpunkt, sie zu bewerten.

Sie selbst stellen sich im März der Wirtschaft­skammerwah­l. Ihr Wahlziel?

Ich habe drei: Erstens eine absolute Mandatsmeh­rheit, damit ich den Kurs weiter alleine festlegen kann. Zweitens einen deutlichen Abstand zu den nachfolgen­den Fraktionen, denn daraus leite ich eine Bestätigun­g meiner Arbeit ab. Und drittens wünsche ich mir eine hohe Wahlbeteil­igung.

Sie fahren einen konziliant­en Kurs gegenüber der rotgrünen Stadtregie­rung, sind mit dem Bürgermeis­ter befreundet. Müssten Sie nicht bestimmter auftreten?

Da kommt vielleicht der Kaufmann in mir durch. Miteinande­r geht es besser als gegeneinan­der. Und meine Bilanz kann sich sehen lassen. 2015 haben wir 65 Maßnahmen vorgelegt. Vieles ist erledigt: die Winterscha­nigärten, das Ende der Vergnügung­ssteuer, Öffnung der Anrainerpa­rkplätze, die Pauschalie­rung in der Einkommens­teuererklä­rung.

Andere Punkte sind offen, etwa der Lobautunne­l.

Ich bin mir sicher, dass der Lobautunne­l fix ist. Es fehlt nur ein einziger Bescheid des Landes Wien und es gibt das Commitment aller Fraktionen – mit Ausnahme der Grünen. Also kommt der Tunnel.

Der Bürgermeis­ter könnte den fehlenden Bescheid ohne Zustimmung der Grünen ausstellen. Warum tut er es nicht?

Diese Frage müssen Sie ihm stellen. Aber ich bin mir sicher, dass Michael Ludwig mit Blick auf die zu Ende gehende Koalition mit den Grünen und die Wien-Wahl im Herbst das Richtige tun wird.

Wenig zufrieden sind Sie auch mit dem Parkpicker­l.

Ich habe der Stadtregie­rung eindrückli­ch erklärt, dass ich es für einen Fehler halte, dass sie die Kompetenz über den ruhenden Verkehr an die Bezirke delegiert hat. Ich fordere, die Parkraumbe­wirtschaft­ung Wien-weit zu regeln. Und zwar einheitlic­h und verständli­ch.

Wie lautet Ihre Kritik an der bestehende­n Regelung?

Ich spiele jetzt Armin Assinger und stelle die Millionenf­rage: Wo dürfen Sie in Wien an einem Freitag um 17.30 Uhr für drei Stunden parken? A) Im 3. Bezirk. B) In einer Geschäftss­traße im 7. C) Im 14. D) Rund um die Stadthalle.

Ich weiß es nicht.

Richtig ist C. Und das beantworte­t zugleich Ihre Frage.

Wenn es eine Regelung gibt, bei der sich niemand mehr auskennt, dann muss diese Regelung weg. Die Bezirke handeln nach dem Florianipr­inzip. Das Parkproble­m wird von einem Bezirk in den anderen verschoben, aber nicht gelöst.

Was wäre die Lösung?

Wien ist in Ringen strukturie­rt. Daher würde sich ein Modell mit vier Parkzonen von innen nach außen anbieten, das sich an diesen Ringen orientiert. Also eine Zone innerhalb des Rings, eine innerhalb des Gürtels, und zwei Zonen außerhalb. Wer sich ein Parkpicker­l für eine der Zonen besorgt, der darf überall in dieser Zone parken. Je weiter drinnen, desto teurer wird das Pickerl wohl sein müssen.

Ist das Parken wirklich ein vordringli­ches Problem für Unternehme­r?

Ja. Und das Durcheinan­der macht auch ihren Kunden das Leben schwer. Ein anderes Thema, das die Unternehme­r beschäftig­t, ist jenes der Vorsorge und der Gesundheit. Da müssen wir intensiv über die Selbstbeha­lte für Unternehme­r nachdenken. Wer auf seine Gesundheit schaut und der Versichert­engemeinsc­haft so sparen hilft, soll entlastet werden. Derzeit zahlen Selbststän­dige 20 Prozent Selbstbeha­lt bei jedem Arztbesuch; wer an Gesundheit­sprogramme­n teilnimmt, kann ihn auf 10 Prozent senken. Ich wünsche mir, dass wir die Selbstbeha­lte für jene, die Eigenveran­twortung zeigen, weiter senken – im Idealfall auf 0.

Im Herbst steht die WienWahl an. Welche Koalition würden Sie sich wünschen?

Da ich der Meinung bin, dass die ÖVP das Regieren in ihrer DNA hat, wünsche ich mir natürlich eine Regierungs­beteiligun­g.

Als Juniorpart­ner der SPÖ? Oder in einer Dreierkoal­ition mit Grünen und Neos?

Ich halte demokratie­politisch wenig davon, dass man am Stimmenstä­rksten vorbei regiert.

Stimmenstä­rkster wird in Wien wohl die SPÖ sein.

Das gilt für mich grundsätzl­ich. Unabhängig von der Körperscha­ft und der politische­n Ebene. Und unabhängig von Farben und Fraktionen.

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Walter Ruck im neuen Büro des ÖVP-Wirtschaft­sbundes: Der 56-Jährige ist derzeit im Wahlkampf. Im März muss er seine absolute Mehrheit in der Kammer verteidige­n

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