Hohelied der vollendeten Schönheit: Riccardo Muti und Chicago Symphony
Kritik. Das gibt es wohl wirklich nur in Wien. Zwei Stunden nach Valery Gergiev (der übrigens wie auch Ausnahmepianist Rudolf Buchbinder im Publikum saß) stand mit Riccardo Muti der nächste Stardirigent im Goldenen Saal am Pult „seines“Chicago Symphony Orchestra.
Denn der neapolitanische Maestro befindet sich mit den Damen und Herren aus Chicago auf einer EuropaTournee, die ihn selbstverständlich auch nach Wien (heute, Montag, und morgen, Dienstag, steht etwa das Verdi-„Requiem“an) führt. Und Muti wäre nicht Muti würde nicht auch er alle Vorzüge seines Klangkörpers ausloten.
Schon zum Auftakt bei Richard Wagners Ouvertüre zur Oper „Der fliegende Holländer“war eindrucksvoll zu erleben, über welch herrlichen Bläserapparat das Chicago Symphony Orchestra verfügt. Schlicht perfekt erklang da das Holländer-Motiv; die bedrohlichen Urgewalten wie auch die finale Erlösung des zur ewigen Fahrt verdammten Holländers waren plastisch erfahrbar.
Ebenso packend: Mutis vollendet schöne, dennoch auch immer wieder die Abgründe betonende Interpretation der Symphonie „Mathis der Maler“, der Paul Hindemith so aufregende Melodien verliehen hat. Wie aus einem Guss und in perfekter Harmonie erstand auch dieses sehr opernhafte Werk. Tadellos die Streicher, markant wieder die Bläser.
Ein Ereignis auch die dritte Symphonie von Sergej Prokofjew. Grandios huldigten Muti und das fabelhafte Orchester hier einem pandämonischen Ideal der Schönheit. Für die Ovationen dankten Muti und die Musiker mit einer Zugabe von Skrjabin.
Am Dienstag werden Muti und Gergiev gemeinsam zu erleben sein. Beide Dirigenten würdigen dann mit den Wiener Philharmonikern den unlängst verstorbenen Mariss Jansons.
KURIER-Wertung: āāāāā