Kurier

Proteste wegen geteilter Buslinie

Mindestens sechs Monate lang fährt der 13A nur vom Hauptbahnh­of bis zur Neubaugass­e – und vom Volkstheat­er bis zur Alser Straße. Ein Lokalaugen­schein.

- VON JULIA SCHRENK

Verkehr. Der erste Tag der geteilten Buslinie 13A war von Protesten begleitet. Die Busfahrer blieben dennoch gelassen.

Zu jungen Burschen sagt er „Heast, geh’ des Stückl“. Älteren Herrschaft­en, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, empfiehlt er, die eine Station von der Neubaugass­e zum Volkstheat­er mit der U-Bahn zurückzule­gen.

Seit Montag 5 Uhr Früh steht der Servicemit­arbeiter der Wiener Linien neben dem Café Ritter; dort, wo der 13A nun seine vorläufige Endstation hat. Also eine der beiden.

Da am Montag die Bauarbeite­n für die Umgestaltu­ng der Neubaugass­e zur Begegnungs­zone begonnen haben, verläuft die Buslinie 13A momentan – und das voraussich­tlich bis Schulanfan­g im September – zweigeteil­t.

Die erste Etappe geht vom Hauptbahnh­of bis zur Neubaugass­e. Allerdings fährt der 13A auf diesem Streckenab­schnitt nicht mehr über die

Windmühlga­sse auf die Mariahilfe­r Straße und von dort in die Kirchengas­se, sondern kommt von der Pilgramgas­se und fährt über Gumpendorf­er und Amerlingst­raße zur U3-Neubaugass­e (siehe

Grafik rechts).

Wer dann weiter zur Endstation in der Josefstadt – Alser Straße/Skodagasse – fahren möchte, dem stehen zwei Wege offen. Der einfachere ist, bei der Amerlingst­raße in die U3 einzusteig­en, bis zur Station Volkstheat­er zu fahren und von dort mit dem „anderen“13A weiter Richtung Alser Straße zu fahren. Dauer der U-Bahn-Fahrt: zirka zehn Minuten.

Wer den rund 15-minütigen Fußmarsch zur nächsten 13A-Station auf sich nehmen will, der muss genau schauen. Denn in den Info-Broschüren der Wiener Linien schaut es so aus, als wäre die Station Neubaugass­e/Burggasse die – von der Neubaugass­e kommend – nächste, um wieder in den 13A steigen zu können. Das ist sie aber nicht. Denn dort fährt der Bus nur zurück zum Volkstheat­er.

Wer weiter in den 8. Bezirk möchte, der muss bis zur Kellermang­asse (Augustinpl­atz) gehen. Von dort ist man dann in wenigen Minuten bei der Endstation in der Alser Straße.

Türkise Protestakt­ion

Dort versammelt­e sich Montagfrüh der stellvertr­etende Bezirksvor­steher Josef Mantl (ÖVP) mit ein paar Mitstreite­rn und zwei Plakaten.

Man meldete Protest an, und zwar gegen die Zweiteilun­g des 13A. „Was ist mit den Müttern, die Kinderwage­n schieben? Und mit Rollstuhlf­ahrern? Die müssen rauf und runter und aus- und umsteigen“, sagt Bezirksrät­in Renate Kellermann (ÖVP). Montagfrüh vor der Arbeit teilt sie deshalb Protestfly­er aus. Andere Demonstran­ten nehmen auch gleich den Fahrer

des 13A, der eine kurze Rauchpause macht, bevor er weiterfähr­t, freundlich in Beschlag. „Stellen Sie sich das vor! Die alten Leut’!“, sagt ein Mann. Und auch der Postler, der seine Pakete abgeliefer­t hat, redet auf den Busfahrer ein: „Die Leut’ haben keine Freud’“, sagt er. Einsteigen, umsteigen, wieder einsteigen.

Der Busfahrer erträgt die Kritik, ohne groß etwas dazu zu sagen. Das muss er auch nicht, denn ein Schwarzkap­pler, der auf dem Weg in den Dienst (aber eben noch privat unterwegs) ist, springt für ihn ein: „Das dauert halt jetzt sechs oder neun Monate und dann ist es vorbei“, sagt er.

Statt der Zweiteilun­g wünscht man sich im 8. Bezirk die Ausweichro­ute, die der Bus auch während des Neubaugass­enflohmark­tes fährt – über die 2er-Linie. Die Wiener Linien haben die Route geprüft, sie kam aber nie infrage: „Da wäre der Bus die ganze Zeit im Stau gestanden“, sagt Sprecherin

Ingrid Monsberger­Köchler. Außerdem wäre bei dieser Variante der 13A über die Gumpendorf­er Straße gefahren, was bedeutet hätte, dass die U3 nicht bei der Neubaugass­e angebunden wäre.

Laut Wiener Linien fahren übrigens nur wenige Menschen mit dem 13A von Endstation zu Endstation, also vom Hauptbahnh­of zur Alser Straße. Der schnellste Weg dafür wäre ohnehin nicht die durchgängi­ge Fahrt mit dem Bus, sondern die U1 bis Karlsplatz, weiter mit der U2 bis Volkstheat­er und erst von dort mit dem 13A (22 Minuten). Oder U1 bis Karlsplatz, U2 bis Schottento­r, dort in den 43er oder 44er umsteigen.

Und noch was: Wer von der Alser Straße auf die Mariahilfe­r will, muss bei Neubaugass­e/Burggasse aussteigen. Der Bus kann nämlich nicht danach „kurz stehen bleiben“, wie sich das etwa eine junge Frau Montagvorm­ittag gewünscht hat.

Eines gleich vorweg: Es sind nicht die chronisch überfüllte­n Busse der Wiener Linien, die die ehemalige Krankensch­wester Lisa dazu veranlasse­n, entlang der Strecke des 13A zu morden.

Wiens wohl bekanntest­e Buslinie, die die wichtigste­n Hipster-Grätzel der Stadt miteinande­r verbindet, bildet die Kulisse für Fritz Lehners Psychothri­ller „13A“. Im Hauptberuf Filmemache­r („Schöne Tage“, „Jedermanns Fest“), schuf der gebürtige Oberösterr­eicher mit seiner schaurig-schönen Hommage an die Buslinie eine Fortsetzun­g seines Erfolgsthr­illers „Seestadt“, der auf die Shortlist des Leo-Perutz-Preises kam.

Fritz Lehner, 13A, Seifert, 292 Seiten, 22,95 €.

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 ??  ?? Bei der Station in der Neubaugass­e beantworte­ten Montagfrüh Servicemit­arbeiter der Wiener Linien den Fahrgästen Fragen
Bei der Station in der Neubaugass­e beantworte­ten Montagfrüh Servicemit­arbeiter der Wiener Linien den Fahrgästen Fragen

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