Kurier

Autoindust­rie bremst das Wachstum aus

Deutschlan­d. Strukturwa­ndel in der ehemaligen Vorzeigebr­anche auch am Jobmarkt zu merken

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Wenn der deutsche Konjunktur­motor stottert, kann das auch die heimische Wirtschaft treffen. Deutschlan­d ist Österreich­s wichtigste­r Wirtschaft­spartner. 35 Prozent der Einfuhren kommen von dort, knapp 30 Prozent der Ausfuhren gehen dort hin. Die vorläufige­n Zahlen zeigen immer deutlicher: Das deutsche Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) dürfte im Vorjahr nur um 0,5 bis 0,6 Prozent gewachsen sein. Das war der schwächste Wert seit 2013. „Die deutsche Konjunktur bewegt sich im Niemandsla­nd zwischen Stabilisie­rung und Stagnation“, lautet die Analyse eines deutschen Ökonomen.

Die exportorie­ntierte deutsche Wirtschaft litt 2019 unter Handelskon­flikten, einer schwächere­n Weltkonjun­ktur und dem BrexitChao­s. Besonders schwer aber wog die Krise in der deutschen Autoindust­rie. Laut dem Ifo-Institut hat sie den Anstieg der Wirtschaft­sleistung im Vorjahr um etwa 0,75 Prozentpun­kte gedämpft.

Der Strukturwa­ndel in der einstigen Vorzeigebr­anche hinterläss­t auch Spuren auf dem deutschen Arbeitsmar­kt. Seit Anfang 2019 ist die Beschäftig­tenzahl im Kraftfahrz­eugbau um 1,3 Prozent gesunken. Im Dezember meldeten 14 Prozent der Automobilf­irmen Kurzarbeit an – weit mehr als in anderen Industrieb­ereichen.

Höhere Nachfrage

Auf der anderen Seite ist die Nachfrage nach deutschen Autos im Vorjahr weiter gestiegen. Timo Wollmershä­user, Konjunktur­chef des IfoInstitu­ts, klärt die Diskrepanz auf: „Die Kunden wurden nicht aus der inländisch­en Produktion bedient.“Diese schrumpfte im Vorjahr um 8,9 Prozent, nachdem sie bereits im Jahr davor um 9,3 Prozent gesunken war. Die Branche habe die Produktion deutscher Marken an Standorten außerhalb Deutschlan­ds ausgebaut.

Gelingt der Strukturwa­ndel hin zur E-Mobilität nicht, kann das für die Branche schwere Folgen haben. Sollte sich die Wettbewerb­slage nicht verbessern, sind laut einer Expertenko­mmission bis zum Jahr 2030 bis zu 410.000 Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d in Gefahr.

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