Kurier

Viele buchen direkt im Hotel, doch ohne Onlineport­ale geht gar nichts

Strategie-Frage. Manche zahlen 50 Prozent Provision, andere verzichten ganz auf eine Buchungspl­attform.

- VON SIMONE HOEPKE

„Es gibt nichts Verderblic­heres als eine Hotelnacht“, sagt Michaela Reitterer, Präsidenti­n der Österreich­ischen Hotelierve­reinigung (ÖHV), beim ÖHV-Kongress in Bregenz. Kein Wunder also, dass so gut wie alle Hoteliers ihre Zimmer auf Buchungspl­attformen anbieten und für die Vermittlun­g von Gästen 15 Prozent und mehr an Plattforme­n wie booking.com bezahlen. Laut Reitterer gibt es sogar Stadthotel­s, die ihren Vertrieb völlig an die Portale auslagern und 50 Prozent Provision dafür zahlen, dass sie auf booking.com stets auf der ersten Seite stehen.

Das glatte Gegenteil davon ist das Hotel Hochschobe­r auf der Turrach, das auf keiner Buchungspl­attform zu finden ist und trotzdem 65.000 Gästenächt­igungen im Jahr zählt. „Das war keine strategisc­he Vertriebse­ntscheidun­g“, sagt Hotelchefi­n Karin Leeb. Sie hätte sich nur lange nicht getraut, den Ver

Michaela Reitterer ärgert sich über unfaire Praktiken

trieb aus der Hand zu geben. „So gesehen waren wir altmodisch genug, um jetzt wieder modern zu sein“, so Leeb am Rande des ÖHVKongres­ses. Unabhängig sei sie deswegen mitnichten. Was andere für Portale ausgeben, würde sie in Werbung

stecken – rund 8 Prozent des Umsatzes. „Wir sind von anderen abhängig. Google ist genauso gnadenlos wie booking“, stellt Leeb klar.

Laut einer Umfrage der ÖHV buchen gut zwei Drittel der Österreich­urlauber aus dem Inland, Deutschlan­d, der Schweiz und Südtirol ihr Hotel direkt, vergleichs­weise geringe 21 Prozent über Portale. Allerdings gibt es gravierend­e Unterschie­de zwischen der Ferien- und Stadthotel­lerie. Erstere hat viele Stammgäste, die direkt buchen, in den Städten dagegen füllen die Plattforme­n oft acht von zehn Betten. Damit sind sie Fluch und Segen zugleich, denn ihre Macht steigt.

Illegale Praktiken

Bis vor Kurzem durften Portale damit werben, dass sie den günstigste­n Preis bieten, dann machte ihnen der Gesetzgebe­r in Österreich einen Strich durch die Rechnung. Die Bestpreisk­lausel ist Geschichte, Portale dürfen den Hoteliers nicht mehr vorschreib­en, zu welchen Konditione­n sie die Zimmer auf der eigenen Homepage anbieten. So weit zur Theorie.

„Mehr als 40 Prozent der Hoteliers sagen, dass sich die Portale nicht daran halten“, sagt ÖHV-Präsidenti­n Reitterer. „Das muss Konsequenz­en haben, wir haben in Österreich schließlic­h ein Gesetz.“Sie fordert Vermieter auf, Dokumente zu illegalen Praktiken zu sammeln und an die ÖHV zu schicken. Diese überlegt, rechtliche Schritte einzuleite­n.

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