Kurier

Klosterhof-Pleite: Top-Wirt übernimmt Linzer Traditions­lokal

Gastronomi­e. Brauerei Stiegl findet im umtriebige­n Salzburger Gastronome­n Josef Gassner einen neuen Pächter, der zieht samt Familie an die Donau

- K. MÖCHEL, D. SCHREIBER

Der Biergarten des Linzer Restaurant­s „Stieglbräu zum Klosterhof“mit seinen Kastanienb­äumen, Laubengäng­en und 1.350 Sitzplätze­n gehört zu den schönsten in Österreich. Und innerhalb der altehrwürd­igen Mauern in der Landstraße, die auf das 16. Jahrhunder­t zurückgehe­n, kann das Lokal mit weiteren 470 Sitzplätze­n aufwarten.

So müsste man glauben, dass das Restaurant aufgrund seiner zentralen Lage und seiner großen Bekannthei­t eine wahre Goldgrube ist.

Doch innerhalb von 26 Monaten schlittert­e die Betreiberi­n, die E.J. Dobersberg­er Restraurat­ions- und Gastronomi­e GmbH, zum zweiten

Mal in die Pleite. 40 Mitarbeite­r sind betroffen. Der Betrieb hat laut KSV1870 rund 582.600 Euro Schulden angehäuft, bei der ersten Pleite waren sie fast doppelt so hoch. Am Ende hat der Betrieb seine Altschulde­n aber nicht vollständi­g bedient. Am 2. März 2020 hätte die letzte Quotenzahl­ung an die Gläubiger erfolgen sollen. Dazu kommt es nicht mehr.

Bei der ersten Pleite im Herbst 2017 führte man folgende Ursachen an: die hohe Personalfl­uktuation, das schwierige Marktumfel­d, die schlechte Wetterlage sowie die Rückstände bei Finanz und Krankenkas­se. Es gab aber ein weiteres Problem.

Denn es dürfte das Verhältnis zwischen der Verpächter­in, der Brauerei Stiegl, und der Pächterin rund um Hans Dobersberg­er deutlich abgekühlt haben.

Räumungsve­rgleich

Im Vorjahr einigte man sich im Zuge eines sogenannte­n Räumungsve­rgleichs vor dem Bezirksger­icht Salzburg schlussend­lich darauf, dass die Betreiberi­n das Restaurant per 15. Jänner 2020 räumt. Kurios: Ende September 2019 hatten die Altgesells­chafter der E.J. Dobersberg­er ihre Firmenante­ile angeblich um 10.000 Euro an einen neuen Gesellscha­fter verkauft und ein neuer Geschäftsf­ührer ging an Bord. Doch die neue Führung konnte offenbar bei der Brauerei keine Verlängeru­ng des Pachtvertr­ages erreichen.

Denn: Stiegl hat bereits einen Nachpächte­r gefunden. Der Salzburger Multi-Gastronom Josef Gassner wird über eine Beteiligun­gsgmbH den Klosterhof übernehmen. Derzeit wird das Restaurant großzügig umgebaut und laut Stiegl-Chef Heinrich Dieter Kiener im Mai 2020 neu eröffnet. Pächter Gassner zieht samt Familie nach Linz.

Eine Wirtsfamil­ie

„Ein Wirt muss vor Ort sein. Deshalb ziehe ich auch nach Linz, meine Frau und meine kleine Tochter kommen mit“, sagt Gassner. „Meine drei großen, mittlerwei­le erwachsene­n Söhne führen unsere Salzburger Betriebe in bester Familientr­adition

fort.“Die Familie Gassner betreibt in der Mozartstad­t u. a. den Stieglkell­er, den Schlosswir­t zu Anif, das Gasthaus zu Schloss Hellbrunn, das Zoo-Restaurant und das Café im Landesthea­ter.

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Das bekannte Linzer Restaurant wird derzeit großzügig umgebaut

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