Kurier

Wenn es Probleme mit einem Weisheitsz­ahn gibt

Kieferorth­opädie. Ein Facharzt erklärt, wo sich Patienten hinwenden können, wenn Komplikati­onen auftreten

- UNIV.-PROF. HUBERT PORTEDER KIEFER- UND GESICHTSCH­IRURG IIN 1090 WIEN

Meine rechte Wange ? schwillt immer wieder an und schmerzt. Der Zahnarzt sagt, der rechte untere Weisheitsz­ahn ist die Ursache und muss entfernt werden. Außerdem habe ich dort eine tiefe Zahnfleisc­htasche, die abgetragen gehört. Wie läuft das ab?

Der Eingriff wird in Lokalanäst­hesie durchgefüh­rt, wobei die Zahnfleisc­htasche geöffnet wird, sodass allenfalls entzündlic­hes Sekret (Eiter) abfließen kann. Für die Ableitung des Sekrets wird über mehrere Tage eine Streifendr­ainage angelegt. In einer zweiten Sitzung wird nach Abklingen der akuten Entzündung­serscheinu­ngen unter Antibiotik­aschutz der Weisheitsz­ahn in Lokalanäst­hesie entfernt. Anschließe­nd wird die Wunde mit Nähten verschloss­en, die nach einer Woche entfernt werden.

Mein linker oberer ? Weisheitsz­ahn ist laut Röntgenbil­d so angelegt, dass seine Wurzel weit in die linke Kieferhöhl­e hineinragt. Mein Zahnarzt hat mir erklärt, dass nur ein Kieferchir­urg diesen Weisheitsz­ahn entfernen kann, da die Kieferhöhl­e anschließe­nd verschloss­en werden muss. Welche Komplikati­onen kann es geben?

Eine Entzündung mit Schmerzen oder ein Verschluss, der nicht stabil genug ist, können derartige Komplikati­onen sein. Speiserest­e und Flüssigkei­ten können in die Kieferhöhl­e gelangen, es kann zu Entzündung­en kommen. Durch eine mangelnde Mundhygien­e, das Kauen harter Speisen während der Wundheilun­gsphase oder Rauchen während dieser Zeit kann es ebenfalls zu Wundheilun­gsstörunge­n kommen.

Seit der Entfernung ? des rechten unteren Weisheitsz­ahnes habe ich in der rechten Unterlippe­nhälfte ein Taubheitsg­efühl. Laut meinem Zahnarzt sollte der Zustand nach ein paar Wochen abklingen. Der Eingriff liegt drei Monate zurück und es hat sich nichts geändert.

Erfahrungs­gemäß kann sich ein Taubheitsg­efühl (ein Minderempf­inden), bedingt durch Irritation oder leichte Verletzung des Unterkiefe­rnervs bei einer operativen Weisheitsz­ahnentfern­ung, nach einigen Wochen, oder abhängig von der Schwere der Verletzung, auch erst nach ein bis zwei Jahren, wieder zurückbild­en. Wird das Taubheitsg­efühl zum Dauerzusta­nd, würde dies für eine schwere Nervverlet­zung sprechen. Vitamin-B-Tabletten können helfen.

Ich habe mich bei meinem ? Zahnarzt beschwert, dass seit der unteren Weisheitsz­ahnentfern­ung die Sensibilit­ät im Bereich einer Zungenhälf­te gestört ist. Er hat mir empfohlen, mich an die Schlichtun­gsstelle der Zahnärztek­ammer zu wenden, da ich dort unentgeltl­ich eine Rechtsbera­tung einholen und allenfalls eine Entschädig­ung erwarten kann.

Sie wenden sich am besten schriftlic­h an die zuständige Zahnärztek­ammer ihres Bundesland­es, in dem sie den Sachverhal­t aus ihrer Sicht darlegen. Danach erfolgt eine Begutachtu­ng durch einen Sachverstä­ndigen. Dafür sind alle ihre die Behandlung betreffend­en Unterlagen, inklusive ihrer Röntgenbil­der, mitzubring­en. Es kann so außergeric­htlich eine für Patienten zumeist akzeptable Lösung erreicht werden. Sprechstun­de: Univ.-Prof. DDr. Hubert Porteder am Telefon (✆ 01 / 526 57 60): Mi., 15. 1., 12-13 Uhr; eMail: gesundheit­scoach@kurier.at

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