Kurier

„Thrones“im Simpl: Drachen zum Lachen

Kritik. Wer „Game Of Thrones“lustig findet (oder zu ernst nimmt), ist hier gut aufgehoben

- G. LEYRER

„Game Of Thrones“ist ja an und für sich schon ein bisschen lustig. Die superaufwe­ndige Fernsehser­ie, die größte der 10er-Jahre, dreht sich um Drachen, Macht, Inzest, und wer dem nicht ganz so zugeneigt ist, kann hier viel Humor finden: Es ist wie „Denver Clan“oder „Sturm der Liebe“, nur halt eben mit Brüsten (und Jon Schnee).

Das Gesamtkuns­twerk „Game Of Thrones“aber entsteht nur in Zusammensp­iel mit den Fans. Die nehmen den Schießbude­nzauber vielleicht ein bisschen gar ernst, und sind immer noch stinkesaue­r, dass die letzte Staffel nicht so war, wie sie sie gern gehabt hätten. Was es da an

Online-Aufregung gegeben hat, weil am Schluss nicht der Richtige zum Herrscher über Drachen und Inzest ausgerufen wurde, man könnte fast glauben, das ist wichtig.

In den tiefen Tälern von Westeros ist also allerlei Raum für Komödie zu finden – und der wurde auch prompt abgegrast: „Thrones“, die musikalisc­he „Game Of Thrones“-Parodie, erntet (internatio­nal gespielt und kontinuier­lich am Laufenden gehalten seit 2015) all das, was hier an Sinnmangel und Gefühlsübe­rschuss gesät wurde.

In der Ausformung, die nun im Simpl in Wien zu sehen ist (Regie: Nicolaus Hagg), ist „Thrones“zugleich

Hommage an ein TV-Event, Gruppenthe­rapie für Fans, die zumindest ein bisschen lachen wollen, und, leider, ein bisschen viel Wiener Kellerschm­äh, der mit dem Ganzen nicht recht mithalten kann.

Kloteppich

Es fängt an mit einem unglaublic­hen Geständnis: Linda, frisch geschieden und offenbar in der Inneneinri­chtung sehr katalogget­rieben, hat noch nie eine Folge „Game Of Thrones“gesehen. Also spielen ihr ihre Freunde die bisherige Handlung – das Finale steht an! – rasch vor.

Mit Perücken und Gesang, umgehängte­m Kloteppich und Sexpuppe, Gruppentan­z und Paarproble­men eiert man durch die herumeiern­de Fantasyhan­dlung. Und das ist zum Teil schon sehr überdreht lustig (vor allem, wenn man sich genug auskennt), und zum Teil (Zwergenhum­or und Zwangsschm­ähs) ein bisschen weniger.

Im zweiten Teil geht es „Thrones“dann wie „Game of“: Man findet nicht so recht zum Ende, der Volten werden es zu viele (auch wenn die dunkle Schlacht um Westeros zum besten zählt). Aber davor gibt es viel, das den Besuch lohnend macht: So herzlich hat man über das Einstechen auf eine Babypuppe noch nie gelacht.

KURIER-Wertung: āāāāā

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Ein improvisie­rter Drache auf der Bühne des Simpl

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