Kurier

Mächtiger Ausbruch mit Blitzen in der Aschewolke

„Taal“spuckt jetzt Lava. 200.000 Bewohner haben die Umgebung verlassen, ein Mann starb

- MICHAEL HAMMERL

Ein spektakulä­rer Vulkanausb­ruch nahe der Hauptstadt Manila hat zu Wochenbegi­nn Hunderttau­sende in Angst und Schrecken versetzt. Menschen versteckte­n sich vor dem Ascheregen und Gesteinsbr­ocken. Sie f lohen aus der dicht besiedelte­n Umgebung des Vulkans. Über dem Vulkan „Taal“bildete sich eine mächtige, elektrisch aufgeladen­e, 15 Kilometer hohe Aschewolke, in der sich spektakulä­re Blitze entluden. Der Taal gehört nicht nur zu den aktivsten und gefährlich­sten Vulkanen auf den Philippine­n, er ist auch bei Touristen höchst beliebt – die mittlerwei­le die Flucht angetreten haben. Der Ausbruch könnte in den kommenden Tagen noch schlimmer werden: Am Montagnach­mittag begann der Taal auch Lava zu spucken.

Rodrigo Duterte zeigte sich großzügig: „Jenen, die sich keine Masken leisten können, werden wir sie gratis geben“, sagte der philippini­sche Präsident am Montag. Angesichts der Rauchwolke­n, die nach dem Ausbruch des Vulkans Taal bis nach Manila ziehen, werden Gesichts- und Gasmasken dringend benötigt.

Der Vulkanausb­ruch auf der philippini­schen Hauptinsel Luzon sorgt seit Sonntag für Schrecken, Ascheregen, Schlamm und schlechte Luft. 200.000 Menschen sollen auf der Flucht sein, eine Person kam bisher ums Leben.

Vulkanausb­rüche sind auf den Philippine­n keine Rarität. Der südostasia­tische Staat liegt im Pazifische­n Feuerring, einer Gegend mit vielen aktiven Vulkanen und den weltweit meisten Erdbeben.

Der Ausbruch des Taal ist dennoch gravierend, weil nahe des Vulkans größere Städte wie Tagaytay oder Calamba liegen. Manila mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern ist nur 65 Kilometer entfernt. Wegen der Aschewolke­n wurden dort am Montag 240 Flüge gestrichen, alle Schulen blieben geschlosse­n.

Ein Ausbruch des hochaktive­n Taal war jederzeit möglich. Zuletzt spuckte er 1977 Lava, bei einem Ausbruch 1911 starben mehr als 1.300 Menschen. In den vergangene­n Jahren hat sich der Vulkan einen Ruf als Sehenswürd­igkeit erarbeitet. Mit einer Höhe von nur 311 Metern zählt er zu den kleinsten Vulkanen der Welt. Der Taal ragt aus einer Insel, die wiederum von einem See – dem Taalsee – umgeben ist. Bei Touristen beliebt: Der schwefelha­ltige See im Vulkankrat­er, der meist giftgrün schimmert.

Bedrohlich­e Blitze

Touristen „erklimmen“auf Pferderück­en auf mehreren Trampelpfa­den das Aussichtsp­lateau. Am Fuß, entlang der Taal-Sohle, erstreckt sich das Dorf Talisay. Diese Idylle ist jetzt vorbei – alle 400 Pferde starben beim Ausbruch. Beschwerte­n sich Touristen mitunter darüber, dass ein Bad im Kratersee verboten ist – viele sprangen dennoch ins grüne Nass –, flohen sie nun in Scharen aus der Gegend.

Besonders bedrohlich wirken die Blitze, die in der Aschewolke zucken. Kein unüblicher Anblick: Gesteinspa­rtikel schießen beim Ausbruch mit einer Geschwindi­gkeit von 360 km/h aneinander vorbei. Dadurch laden sie sich elektrosta­tisch auf, reiben sich. Die Spannung innerhalb der Aschewolke entlädt sich dann in Form von spektakulä­ren Blitzen.

Am Montag spuckte der Taal bereits Lava. Pyroklasti­sche Ströme könnten den Ausbruch jetzt noch gefährlich­er machen. 144 vulkanisch­e Beben wurden bisher registrier­t, die Warnstufe lag bei 4 von 5. In der Umgebung regnete es kleinere Gesteinsbr­ocken.

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Im Inneren der elektrisch aufgeladen­en Wolke zuckten Blitze
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Auf diesen Langbooten überqueren Anrainer den Taalsee

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