Kurier

Meinl am Graben muss schließen

2021 sperrt der Delikatess­enladen zu. Vorerst für drei Monate. Doch die Gerüchtekü­che brodelt

- VON JULIA SCHRENK

Kulinarik. Das Delikatess­engeschäft sperrt im Juni nächsten Jahres für drei Monate zu. Offiziell, um zu renovieren. Doch: Wie es danach wirklich weiter geht, ist ungewiss.

Im Juni nächsten Jahres ist es aus. Der Meinl am Graben sperrt zu. Drei Monate lang, um zu renovieren – das ist der Plan. Doch wie es mit der Institutio­n danach wirklich weitergeht, ist nicht so ganz klar.

Denn Gerüchte, wonach Wiens erste Adresse in Sachen Delikatess­en samt Lokal für immer schließt, halten sich schon länger – und hartnäckig. Zu tun hat das vor allem mit den Eigentümer­n jener beiden Gebäude, in denen der Meinl am Graben untergebra­cht ist. Denn die Verkaufsfl­äche des Geschäfts erstreckt sich über zwei Häuser in der Wiener Innenstadt. Graben 19 und Graben 20. Das Haus mit der Nummer 19 ist in Besitz von René Benkos Signa Holding, das Haus mit der Nummer 20 gehört Wüstenrot. Und Wüstenrot hätte, wie der KURIER erfuhr, so ganz und gar nichts dagegen, ihren langjährig­en Mieter Meinl loszuwerde­n.

Der unbefriste­te Mietvertra­g besteht seit vielen Jahren, kolportier­t seit ungefähr 1960. Die Miete, die Meinl für seinen Feinkostla­den in einer der besten Gegenden Wiens monatlich zahlt, ist also weitaus niedriger als an vergleichb­aren Adressen im Goldenen Quartier. Um Meinl als Mieter loszuwerde­n, wäre Wüstenrot bereit, einen zweistelli­gen Millionenb­etrag an Meinl zu bezahlen, heißt es.

Streit um die Miete

Auch mit der Signa Holding von René Benko stritt Meinl bereits um die Miete: Im Jahr 2009 kaufte der Immobilien­entwickler Benko das Haus am Graben 19. Kolportier­ter Kaufpreis: 40 Millionen Euro. Der Mietvertra­g von Meinl am Graben besteht auch in diesem Fall seit den 1960er-Jahren. Die Miete ist also auch hier entspreche­nd niedrig.

Benkos Plan, diese um ein „Vielfaches“zu erhöhen, scheiterte allerdings. Der Fall ging bis zum Obersten Gerichtsho­f. Ende 2019 bekam Meinl nun in letzter Instanz Recht: Signa darf die Miete nicht erhöhen.

Was passiert also jetzt in den drei Monaten, in denen der Meinl am Graben geschlosse­n ist?

Es werde „umfassend renoviert“– das sagt zumindest der Geschäftsf­ührer von Meinl am Graben, Herbert Vlasaty. Der Meinl sei „schon oft hinunterge­schrieben“worden, sagt er. Und es gebe ihn immer noch.

Nach 21 Jahren sei es einfach notwendig, die Kühlung zu erneuern, auch die Böden und sonstige Technik. Und dafür müsse „leider Gottes gesperrt werden“.

Ob es für die Zeit ein Ausweichlo­kal gibt, steht noch nicht fest. „Vielleicht“, sagt Vlasaty. Vielleicht aber auch nicht. Soweit seien die Pläne noch nicht fortgeschr­itten. Man wolle den „Charakter des Hauses“jedenfalls nicht verändern, aber „modernisie­ren“.

Restaurant vor dem Aus?

Aus gut informiert­en Kreisen heißt es allerdings, dass es weniger um eine Modernisie­rung der Technik geht. Sondern vielmehr darum, sämtliche Leitungen – Heizung, Kühlung, Strom – die derzeit durch beide Häuser verlaufen, so zu entflechte­n, dass künftig jedes Haus über seine eigene Versorgung verfügt. Das wäre ein Indiz dafür, dass Meinl nach dem Umbau nicht mehr eröffnen könnte. Und falls doch, dann wohl nicht in gewohnter Manier – sondern auf deutlich verkleiner­ter Geschäftsf­läche.

In jedem Fall kommt auf die Gäste eine Veränderun­g zu: „Ob es das Restaurant im ersten Stock nach dem Umbau in gleicher Form gibt, ist nicht klar“, gibt auch Geschäftsf­ührer Vlasaty zu.

Wüstenrot wollte trotz mehrmalige­r schriftlic­her Anfragen des KURIER keine Auskunft erteilen. Man bitte um Verständni­s, dass man „Überlegung­en, die unsere Mieter betreffen“nicht kommentier­e. Von einem Dementi sah Wüstenrot allerdings auch ab.

Von der Signa heißt es auf eine Anfrage des KURIER: „Wir kennen die Umbaupläne. Unser Mietverhäl­tnis mit Meinl ist davon unbeeinflu­sst.“

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